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Kurt Atterberg
Atterberg: 6. Sinfonie C-Dur - op. 31, für Orchester
Dollarsinfonie
UE8845
Ausgabeart: Partitur (Sonderanfertigung)
Format: 232 x 305 mm
Seiten: 140
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Beschreibung
Aus Anlass der 100. Wiederkehr von Schuberts Todestag 1928 lud die Columbia Gramophone Company Komponisten ein, ein Werk zu komponieren, in dem sie sich von der Unvollendeten Symphonie inspirieren lassen. Den ersten Preis von 10.000 Dollar gewann der schwedische Komponist Kurt Atterberg mit seiner 6. Sinfonie, die seitdem den Beinamen „Dollarsinfonie“ trägt. Transparente Instrumentierung, Wohlklang, einnehmende Melodien, schwungvolle, tänzerische Musik in den Ecksätzen, poetische Stimmung im zentralen Adagio mit einem dankbaren Solo für die Klarinette, ein Hauch schwedischer Volksmusik – das alles trug zum Erfolg bei.
Aus dem Vorwort der
Repertoire Explorer Studienpartitur:
Der Schwede Kurt Atterberg war Mitte der zwanziger
Jahre als Symphoniker auf dem europäischen Festland bereits ein arrivierter
Komponist, der zuletzt mit seiner leidenschaftlichen Fünften Symphonie, der 1919-22 komponierten Sinfonia funebre (uraufgeführt am 6. Januar 1923 in Berlin durch
die Berliner Philharmoniker unter Leitung des Komponisten) hervorgetreten war.
Doch mit seiner Sechsten Symphonie kam er unerwartet weltweit in die
Schlagzeilen der Feuilletons, nachdem er als Sieger aus dem Schubert Centennial
Contest der Columbia Phonograph Company, New York, hervorgegangen war (fast
sämtliche allgemeinen Informationen und Bekanntmachungen über den Hergang des
Wettbewerbs im Folgenden sind der Master of Music-Thesis „Havergal Brian and
his Symphony „The Gothic’” von Paul Rapoport, University of Michigan, 1970,
entnommen).
Am 26. Juni
1927 hatten Columbia und die Gesellschaft der Musikfreunde, Wien, in
Zusammenhang mit den Feiern zum 100. Todestag Franz Schuberts einen weltweit
ausgeschriebenen Wettbewerb angekündigt, bei dem es Schuberts h-moll-Symphonie,
die „Unvollendete”, zu vollenden galt. Dieser Aufruf löste in der Fachwelt
vielfach Empörung und Proteste aus, die in dem Vorwurf kulminierten, das
Schubert-Gedenkjahr werde in einem Akt des „Vandalismus” (Olin Downes) von der
Plattenindustrie kommerziell ausgebeutet. In der Folge wurden die
Teilnahme-Regeln zwischen Juli 1927 und Februar 1928 mehrfach revidiert, wobei
im Oktober 1927 der Wettbewerb in zwei Sparten unterteilt wurde: 1) wie bisher
als Vollendung der „Unvollendeten” in Schubertscher Orchesterbesetzung, und 2) „als
Originalwerk in romantischem Geist, aus welchem Schuberts Musik, insbesondere
seine unvollendete Symphonie, lebt” (New York Times, 23. Oktober 1927). Dann
wurden die Bedingungen weiter verallgemeinert, und gesucht wurden „symphonische
Werke in einem oder mehreren Sätzen, dargebracht als eine Apotheose von
Schuberts lyrischem Genie und seinem Gedächtnis gewidmet anläßlich des 100.
Todestags” (New York Times, 30. Oktober 1927), wobei weiterhin konkrete
Komplettierungsversuche der „Unvollendeten” zugelassen wurden. Am 28. Dezember 1927 hieß
es dann in The Times (London): „Die Kompositionen müssen, abgesehen von
untadeliger formaler Struktur, geprägt sein von der Vorherrschaft eines
lebensvollen melodischen Gehalts, und die Anzahl der mitwirkenden Instrumente
darf das vom klassischen Orchester der Schubert-Zeit vorgegebene Maß nicht
bedeutend überschreiten. ” Am 6. Januar berichtete dieselbe Zeitung: „Jede
Komposition, die teilnimmt, soll die Skizzen Schuberts zum dritten Satz seiner ‚Unvollendeten’
verwenden. Es gibt nur eine Einschränkung – alle Werke müssen für Orchester
sein. ”
Die Welt wurde
in zehn Teilnahmezonen aufgeteilt, in welchen separate, aus jeweils fünf
repräsentativen Persönlichkeiten (z. B. Maurice Ravel, Ottorino Respighi,
Manuel de Falla, Karol Szymanowski, Ture Rangström, Thomas Beecham, Frederick
Stock etc.) bestehende Jurys geeignete Werke auswählten und mit einem ersten (£
150), zweiten (£ 50) und dritten Preis prämiierten. Die dreißig ausgewählten
Werke wurden dann nach Wien gebracht, wo die aus je einem Juror der zehn Zonen
bestehende Final-Jury zusammentrat.
[…]
Am 23. Juni
1928 verkündete die Jury in Wien folgende Entscheidung: Mit dem mit £ 2000
(10.000 Dollar) dotierten ersten Preis der Columbia Gramophone Company wurde
die Sechste Symphonie von Kurt
Atterberg ausgezeichnet. Die Preisvergabe erfolgte am 17. August. Den zweiten
Preis erhielt Franz Schmidt für seine Dritte
Symphonie in A-Dur, den den dritten Preis die Sinfonia brevis des Polen Czeslaw Marek. Stolz konnten die
Musikblätter des Anbruch (Wien, Nr. 7, 1928) bekanntgeben. „Die
Columbia-Gesellschaft hat gemeinsam mit den Autoren diese drei wichtigen Werke
der Universal-Edition zum Verlag übergeben, wo sie demnächst erscheinen werden.
Der Verlag hat die Uraufführung der Atterberg-Symphonie Hermann Abendroth für
die Kölner Gürzenich-Konzerte, die Schmidt-Symphonie Franz Schalk für die
Wiener Philharmoniker, die Sinfonia von Marek Volkmar Andreae, Zürich, übergeben.
Gleichzeitig werden diese Symphonien von der Columbia auf Schallplatten
herausgebracht werden. Die Aufnahmen erfolgen durch erste Orchester und
hervorragende Dirigenten. Die Werke werden in der kommenden Saison in
zahlreichen Städten Europas, Amerikas und Australiens aufgeführt. ”
Atterberg
hatte von dem Wettbewerb erst am 27. November 1927 erfahren, zu einem
Zeitpunkt, als die Einreichungsfrist noch auf das Jahresende 1927 festgelegt
war. Doch dann wurde die Frist bis Ende März und schließlich endgültig bis Ende
April verlängert. Am 12. März hatte Atterberg die Symphonie vollendet, am 8.
April gab er sie in die Post. Am 15. Oktober 1928 leitete Hermann Abendroth das
Gürzenich-Orchester bei der Uraufführung von Atterbergs Opus 31 in Köln.
Bereits zuvor, am 12. August 1928 im Londoner Scala Theatre, hatte Sir Thomas
Beecham mit dem Royal Philharmonic Orchestra die Ersteinspielung für Columbia
vorgenommen, von der binnen kurzer Zeit mehr als 100.000 Platten (also wohl
25.000 Sets zu je vier Platten) verkauft wurden. Noch im selben Jahr dirigierte
auch Atterberg selbst eine Plattenaufnahme des Werks. Vom Preisgeld, das dem
Werk den Kosenamen „Dollar Symphony” eintrug, kaufte Atterberg einen Ford: „Ich
begann unverzüglich, Fahrstunden zu nehmen, und am 24. August steuerte ich zum
ersten Mal mein Auto. ” Die englische Première der Sechsten Symphonie erfolgte am 8. November in Manchester durch das
Hallé Orchestra unter Sir Hamilton Harty. Nach der Londoner Erstaufführung
unter Beecham fünf Tage später schrieb Ernest Newman am 18. November in der
Sunday Times: „Vielleicht hat Atterberg die Liste der Juroren inspiziert und
sich verschmitzt entschlossen, der Reihe nach für jeden von ihnen ein bißchen
beizumischen – ein bißchen Scheherazade für den Russen Glasunov, ein bißchen
Cockaigne für Mr. Tovey, ein bißchen Symphonie aus der Neuen Welt für Mr. Damrosch,
ein bißchen Petruschka für den Modernisten Alfano, ein bißchen Granados für
Salazar … Aber ich frage mich, ob es nicht noch eine andere Erklärung gibt …
Atterberg ist nicht nur Komponist. Er ist ein Musikkritiker … Angenommen er
blickte umher mit dem zynischen Lächeln, das, wie alle Welt weiß, allen
Kritikern gemeinsam ist, und beschloß, der Welt ein Bein zu stellen? Der Tribut
an bestimmte andere Werke ist in dieser Symphonie so offensichtlich, daß es
tatsächlich eine merkwürdige Sache wäre, wenn der Komponist selbst (der, ich
wiederhole, auch ein Kritiker ist) der einzige Mensch in der Musikwelt wäre,
der dies nicht bemerkte … Und wenn meine Annahme korrekt ist, dann hat
Atterberg jetzt gut lachen. ” Am 2. Dezember leitete Franz Schalk die Wiener
Philharmoniker in der österreichischen Premiere von Atterbergs Symphonie, die
neben der Uraufführung des beim Wettbewerb zweitplazierten Werks, der Dritten
Symphonie von Franz Schmidt, gegeben wurde. Am 1. Februar 1929 bekannte
Atterberg, von Columbia um eine Stellungnahme zu Newmans Mutmaßungen gebeten,
im Musical Digest (Chicago) in einem Artikel unter der Überschrift „Wie ich die
Musikwelt an der Nase herumführte”, das Finale seiner Symphonie sei „eine
Satire auf jene Personen, die, in Verbindung mit dem hundertsten Todesjahr
Schuberts, als große Liebhaber und Kenner von Schubert posierten, jedoch ohne
Kenntnis von oder Liebe zu seinen Werken”. Zugleich stellte er klar, dass die
ersten beiden Sätze, die laut einem Brief an Carl Nielsen „mit größtem Ernst
geschrieben und äußerst streng in der Form” sind, von dem Wettbewerbsthema
überhaupt nicht beeinflusst wurden. Es amüsierte ihn, dass man so viele
angeblich nicht beabsichtigte Reminiszenzen entdeckte, nicht jedoch das
polytonal aufbereitete Zitat eines bekannten Schubert-Motivs als zweites
Hauptmotiv im Finale. Indem Schlagzeilen wie „£ 2.000 Symphony Hoax” oder „Joke
of Swedish Composer” solchermaßen ironisch gefüttert wurden, war die Entrüstung
der Verantwortlichen bei Columbia groß und gipfelte in der Aufforderung an den
Komponisten, das Preisgeld zurückzuzahlen. Dazu ist es nicht gekommen.
Atterberg schrieb noch drei weitere Symphonien, die allesamt nicht im Druck
erschienen (abgesehen von der Sinfonia
per archi op. 53 von 1953, verlegt 1960 bei Eulenburg). Die Universal
Edition hat außer der Sechsten Symphonie nur ein weiteres Orchesterwerk
Atterbergs verlegt: die 5 Jahre später komponierte Värmlandsrapsodi op. 36.
Laut Nicolas Slonimsky (Baker’s Biographical Dictionary of Musicians, 7th
Edition, 1984) steht außer Zweifel, „daß Atterberg ein meisterlicher Könner
war, und daß seine Musik eine mächtige Wirkung ausübte. Wenn sie letztlich nie
ein größeres Publikum erreichte, kann dies nur auf einen unergründlichen Unfall
der Weltkultur zurückzuführen sein. ”
Christoph
Schlüren
Für die Repertoire Explorer Studienpartitur
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Ausgabeart: Partitur (Sonderanfertigung)
Format: 232 x 305 mm
Seiten: 140