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Cristóbal Halffter
Halffter: Schachnovelle
Libretto von: Wolfgang Haendeler
Dichter der Textvorlage: Stefan Zweig
UE35429
Ausgabeart: Studienpartitur
Format: 297 x 420 mm
Seiten: 380
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Beschreibung
Mit der Schachnovelle resümierte Stefan Zweig seine letzte Lebensphase: den Ekel vor der austrofaschistischen und nationalsozialistischen „völkischen Erhebung“ und die Konfrontation mit der Staatsmacht. Der gesellschaftliche Wechsel betraf nicht nur ihn, sondern auch große Teile der Wiener Intelligenz. Zweigs Novelle gibt Bericht von einer unter glücklichen Umständen gelingenden Flucht und von einer Reise in eine neue Welt (der Librettist fügte eine Rückfahrkarte hinzu). Auf dem Weg zu einem Verhör hatte der verfolgte und sich in Haft befindliche Anwalt Dr. B. aus der Jackentasche eines der Wachmänner ein in Papier geschlagenes Büchlein entwenden können und auf geistige Nahrung gehofft. Zu seiner maßlosen Enttäuschung handelte es sich um eine Dokumentation legendärer Schachpartien.
Um der Verzweiflung zu entgehen, überbrückte der Gefangene die konturenlose Zeit in der völligen Isolation mit dem Nachspielen der Meisterduelle auf dem Karomuster seiner Bettdecke – mit Figuren aus der Kandiszuckerdose. Während der Überfahrt nach Südamerika trifft Zweigs Protagonist Dr. B. dann zufällig auf den Schachweltmeister Mirko Czentovic. Dessen Professionalität wird durch die bis dato rein theoretische Spielintelligenz des ins Exil aufbrechenden Anwalts herausgefordert, aber auch die Erinnerung an die Zeit der Torturen wieder wachgerufen.
Czentovic und Dr. B. sind Schachspieler, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Der eine kann nur dann spielen, wenn er Schachbrett und Figuren konkret vor Augen hat; den anderen rettet das Spiel vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten, auch wenn ihn dieses nur in seinem Kopf und gegen sich selbst stattfindende Spiel an den Rand des Wahnsinns führt. Es kommt zum entscheidenden Kampf: Materialismus gegen Idealismus. Wegen eines Formfehlers endet die Partie unentschieden, doch Dr. Berger gewinnt etwas anderes.
Cristóbal Halffters Tonsprache hat sich in den 60er-Jahren des vorigen Jahrhunderts ausgeprägt und geschärft in Opposition zum Franco-Regime, das – wie die anderen totalitären Systeme in der Mitte des 20. Jahrhunderts – die konstruktive musikalische Moderne unterdrückte. Die Schreibwiese des Madrider Komponisten ist sich in diesen sechs Jahrzehnten, bei mancher Weiterentwicklung im Detail, prinzipiell treu geblieben. „Die Fließgeschwindigkeiten und feinen Färbungen des Tonsatzes, der zuvorderst seinen eigenen Gesetzen und Regeln folgt, korrespondieren freilich der Textvorlage und insbesondere deren psychischen Konstellationen“ (Frieder Reininghaus).
Am hörbarsten knüpft Halffter an Alban Bergs Opern an – bis hin zu einem symphonischen Satz, der die Sphären der alten und neuen Welt voneinander trennt, und bis zu der travestierenden Weise, in der er so etwas wie eine osteuropäische Nationalhymne in seinen Tonsatz integrierte, mit der die Schiffskapelle den Schachweltmeister Czentovic begrüßt. Des Weiteren vermeidet Halffters Musik Plakatwirkungen weitgehend, so signifikant er die Gesangspartien rollentypisch grundiert. Der Gestapo-Offizier allerdings, der die Verhöre führt, indem er monologisiert und droht, wirkt wie „ein Schrumpfarier vom Schlage des Dr. Goebbels“. Ein grell-grotesker Countertenor.
In der Schlussszene appelliert Dr. B. für ein Leben in Würde und Freiheit. Gemeint ist auch seine innere Freiheit.
Mehr Informationen
Ausgabeart: Studienpartitur
Format: 297 x 420 mm
Seiten: 380