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Gustav Mahler
Mahler: Symphonie Nr. 3 d-Moll für Alt, Knabenchor, Frauenchor und Orchester, für Alt, Knabenchor, Frauenchor und Orchester
Klavierauszug von: Josef Venantius von Wöss
Herausgeber: Karl Heinz Füssl Erwin Ratz
Thematische Analyse von: Richard Specht
UE34709
Ausgabeinfo: Nach dem Text der Kritischen Gesamtausgabe. Herausgegeben von der Internationalen Gustav Mahler Gesellschaft, Wien.
Ausgabeart: Dirigierpartitur
Reihe: Neue Dirigierpartituren-Reihe
Sprachen: Deutsch
Format: 250 x 340 mm
ISBN: 9783702467944
Seiten: 256
ISMN: 979-0-008-08145-3
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Beschreibung
Gustav Mahler schrieb die Partitur zu seiner Symphonie Nr. 3 zum Großteil in den beiden Sommern der Jahre 1895 und 1896 nieder, in dem Komponierhäuschen, das er sich in Steinbach am Attersee hatte errichten lassen. Die vertraute Freundin der Familie und Chronistin Natalie Bauer-Lechner berichtet, dass Mahler vor musikalischen Einfällen für seinen späteren zweiten Satz geradezu überströmte, als er Anfang Juni 1895 bei seiner Ankunft diese ländliche Idylle vorfand: „Gleich am ersten Nachmittage, als er aus seinem Häuschen auf die Wiese hinaussah, wo es in Gras und Blumen ganz eingebettet lag, ward es entworfen und in einem Zuge zu Ende geführt.” Innerhalb der nächsten zehn Wochen entwarf der Komponist das musikalische Material für die späteren Sätze 2–6. Mitte August konnte er mit sichtlicher Genugtuung einem Freund berichten: „Der Sommer brachte mir die III. – wahrscheinlich das Reifste und Eigenartigste, was ich bisher gemacht.”
Nach zweieinhalb so bemerkenswert produktiven Monaten hatte Mahler jedoch die Symphonie noch nicht als Ganzes abgeschlossen. Er wollte dem Werk noch Material einverleiben, das er bereits Jahre früher entworfen hatte, genauer gesagt, ein Lied und einen Marsch. Ersteres, Das himmlische Leben, war ein Lied auf einen Text aus Des Knaben Wunderhorn, das er 1892 geschrieben hatte und nun als Finalsatz für die Symphonie vorgesehen war. Der Marsch geht ebenfalls auf Musik zurück, die einige Jahre zuvor skizziert worden war, vermutlich nicht vor 1893; diese wenige Seiten füllenden Entwürfe hoffte er zum Kopfsatz des Werks ausarbeiten zu können, wenn er im folgenden Sommer wieder Zeit zum Komponieren finden würde.
Entsprechend seinem Plan vollendete Mahler im Sommer des darauffolgenden Jahres 1896 den ersten Satz, jedoch übertraf dieses Unterfangen bei weitem die ursprünglichen Vorstellungen an Gewichtung und Ausmaß: „Es ist furchtbar, wie dieser Satz mir über alles, was ich je gemacht habe, hinauswächst [...]. Wahres Entsetzen faßt mich an, wenn ich sehe, wohin das führt, welcher Weg der Musik vorbehalten ist, und daß mir das schreckliche Amt geworden, Träger dieses Riesenwerkes zu sein. [...] Denn wirklich, zu weit von allem Gewesenen entfernt sich dies, das kaum mehr Musik zu nennen, sondern nur ein mystischer, ungeheurer Naturlaut ist.” Tatsächlich war der Eröffnungssatz nun zu einer Länge von ca. 35 Minuten Dauer angewachsen. Also musste Mahler seine ursprüngliche Absicht aufgeben, Das himmlische Leben als Schlusssatz zu verwenden (das Lied sollte dann zum Finale seiner Symphonie Nr. 4 werden). Dies bedingte wiederum, dass Mahler im sechsten Satz im Hinblick auf dessen neue Funktion als nunmehriger Abschluss des Ganzen einige kompositorische Änderungen vornehmen musste. Im Spätherbst 1896 war die Partitur schließlich vollendet.
Anhand der erhaltenen handschriftlichen Quellen lässt sich die Entstehungsgeschichte der Symphonie zeitlich recht gut nachvollziehen. Mahlers Kompositionsmethode durchläuft nach der Skizzierung einzelner Ideen weitere drei Stadien der Niederschrift: Als Particell (in vier bis fünf Systemen) ist der erste fortlaufende Entwurf notiert, dem ein kompletter Partiturentwurf folgt. Diese ersten Stadien waren im Sommer 1895 für die Sätze 2 bis 6 und im Sommer 1896 für den Kopfsatz abgeschlossen. Mahlers letzte Stufe der Niederschrift, die Reinschrift, beinhaltete die genaue Ausarbeitung des Partiturbilds für jeden einzelnen Satz, mehr oder weniger Routinearbeit, die er sich für seine Freizeit während der Saison als Theater- und Konzertdirigent vornahm. Diese Reinschriften waren im Frühjahr und Herbst 1896 in Hamburg erfolgt. Es ist bemerkenswert, dass Mahler den ersten und letzten Satz während der Reinschrift neuerlich revidierte (der zuletzt fertiggestellte sechste Satz ist mit 22. November 1896 datiert). Die Erstausgabe der Partitur erschien im Sommer 1902 bei J. Weinberger in Leipzig.
Als wesentliche Komponente des Werks bildete sich parallel zur musikalischen Komposition ein programmatisches Konzept heraus. Nach eher vagen Assoziationen zwischen der musikalischen Substanz und abstrakten Ideen begann Mahler nach und nach, die werdende Symphonie mit einer allumfassenden Vorstellung der Existenz als solcher zu verknüpfen. „Nun aber denke Dir so ein großes Werk, in welchem sich in der Tat die ganze Welt spiegelt – man ist, sozusagen, selbst nur ein Instrument, auf dem das Universum spielt.” Mahlers persönliche Weltsicht und die spezifische Art der Inspiration, die er für dieses Werk erfuhr, verschmolzen zu einer nahezu mystischen Kosmologie. Das Programm durchlief etliche Varianten, doch mit Ende des Sommers 1896 gewann es folgende klare Konturen:
Ein Sommermittagstraum.
I. Abteilung.
Einleitung: Pan erwacht
Nr. I: Der Sommer marschiert ein (Bacchuszug)
II. Abteilung.
Nr. II: Was mir die Blumen auf der Wiese erzählen
Nr. III: Was mir die Tiere im Walde erzählen
Nr. IV: Was mir der Mensch erzählt
Nr. V: Was mir die Engel erzählen
Nr. VI: Was mir die Liebe erzählt.
Mahler erklärte dazu: „Und so bildet mein Werk ein[e] alle Stufen der Entwicklung in schrittweiser Steigerung umfassende musikalische Dichtung. – Es beginnt bei der leblosen Natur und steigert sich bis zur Liebe Gottes!” Dieses ehrgeizige Formkonzept ist nicht als nachträgliche Rechtfertigung des Komponisten zu verstehen, um dem so raumgreifenden Werk Zusammenhalt zu verleihen. Bevor der eigentliche Gesamtablauf des Werks feststand, hatte es bereits sichtlich kosmische Dimensionen angenommen. Schon recht früh während der Konzeption befasste sich Mahler mit zwei Texten, die seine Auseinandersetzung mit den Grundfragen des Lebens offenlegen: Das Mitternächtliche trunkne Lied aus Friedrich Nietzsches Also sprach Zarathustra (vierter Satz) sowie Armer Kinder Bettlerlied („Es sungen drei Engel”) aus Des Knaben Wunderhorn (fünfter Satz), ersteres eine Meditation über die conditio humana und die Tiefe des Seins, im zweiteren wird die Einkehr ins Paradies nach vergebenen Sünden besungen.
Die monumentale Anlage des Werks – der längsten unter Mahlers Symphonien – war zweifellos ein Hindernis für eine erste vollständige Aufführung. Die erste Teilaufführung, nämlich die des zweiten Satzes, „Blumenstück” genannt, fand am 9. November 1896 in Berlin unter Arthur Nikisch statt; es folgten weitere Aufführungen dieses Satzes: Felix Weingartner (Hamburg, sowie eine Aufführung mit zweitem, drittem und sechstem Satz in Berlin), Nikisch (diesmal in Leipzig), Mahler selbst (Budapest) und Leo Blech (Prag). Erst am 9. Juni 1902 hatte Mahler die Gelegenheit, die Welturaufführung des vollständigen Werks zu leiten. Richard Strauss nutzte seine Stellung als Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Musikvereins, um Mahler die Möglichkeit zu verschaffen, sein Stück im Rahmen der jährlichen „Tonkünstler- Versammlung” vorzuführen, die im Jahr 1902 in Krefeld stattfand. Die Aufführung war ein beachtlicher Erfolg und machte Mahler endgültig zu einem der führenden Komponisten seiner Zeit.
Zum Zeitpunkt der Uraufführung der Symphonie Nr. 3 hatte Mahler bereits den Programmen zu diesem und all seinen bisherigen Instrumentalwerken abgeschworen; er negierte somit die Erklärungen, die er zu seiner Symphonie Nr. 1und 2 gegeben hatte und wich den Fragen vieler Kritiker nach den Implikationen der Symphonie Nr. 3 aus. Nichtsdestotrotz vertonte Mahler weiterhin Texte und zitierte musikalisches Material in seinen folgenden Symphonien in einer Weise, die nahelegt – zumindest bis zu einem gewissen Grad –, dass die Beziehung zwischen seinen gedanklichen Konzepten und der Musik, die er schuf, weiterhin sehr eng war. Die Abkehr von den Programmen nach der Symphonie Nr. 3 mag mehr eine Reaktion auf das Allzu-wörtlich-Nehmen solcher Beschreibungen seitens der Hörer gewesen sein, die damit ihr Unvermögen demonstrierten, Mahlers Vorstellungskraft zu folgen – in, wie er es ausdrückt, „die Welt, in der die Dinge nicht mehr durch Zeit und Ort auseinanderfallen”, den Bereich, in dem die Musik die alleinige Sprache ist.
Morten Solvik
Wien, September 2009
(übersetzt von Renate Stark-Voit)
Inhaltsverzeichnis
Symphonie Nr. 3
Mehr Informationen
Ausgabeinfo: Nach dem Text der Kritischen Gesamtausgabe. Herausgegeben von der Internationalen Gustav Mahler Gesellschaft, Wien.
Ausgabeart: Dirigierpartitur
Reihe: Neue Dirigierpartituren-Reihe
Sprachen: Deutsch
Format: 250 x 340 mm
ISBN: 9783702467944
Seiten: 256
ISMN: 979-0-008-08145-3