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Schwartz: Music for Orchestra III, für Streichorchester
UE35002
Ausgabeart: Studienpartitur (Sonderanfertigung)
Format: 210 x 297 mm
Seiten: 20
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Beschreibung
Die Musik von Jay Schwartz wird komponiert und entfaltet sich, wird zusammengesetzt und entwickelt, indem sie einer festen Anordnung der Zeit folgt. Er berücksichtigt, dass überhaupt nichts dem Zufall überlassen ist. Es gibt, im Prinzip, keine Überraschungen. Ein Ausgangspunkt wird bestimmt, und dann wird das Werk allein von der Natur des Materials geleitet. Jede Stimme, jede Linie verfolgt ihre Richtung. Jedes Mal spürt er einem geschlossenen System nach, einem gegebenen Formverlauf, in dem harmonische Resonanzen sowohl in einer bewussten Dramaturgie als auch in einer organischen Abfolge auftauchen – jenseits von Versuch und Irrtum. Das Verbot von bestimmten akustischen Konsonanzen zu bekräftigen – beispielsweise die ganze Hälfte der ohnehin spärlichen Zwölf, d. h. der versteinerten Intervalle der gleichschwebenden Stimmung zu verurteilen –, wäre nicht so sehr zwecklos oder sogar tyrannisch, wie es machtlos wäre. Die Triebkräfte von Kompositionen können nicht von physikalischen Verwandtschaftsbeziehungen losgesprochen werden. Schwartz erforscht die Schnittpunkte der Wege der Töne, wo sie eine Kontur anzunehmen beginnen, wo sie sich zufällig zu erheben scheinen, als stünde keine Organisation, kein Geist dahinter, nur die nicht erfundene Naturwissenschaft. Er stößt Experimente mit Frequenzen an, macht Bekanntschaft mit dem Material, greift aber ein, wenn es interessant wird. Die Poetik manipuliert, sie durchbricht die Reinheit der Physik, auf deren Qualität als Kunst man nicht vertrauen darf. Das ist ein entschiedener Widerspruch.
Der Komponist hat ein feines Ohr für aporetischen Kontrapunkt, sogar ein Paar Ohren für Aporien. Die Dialektik wirkt seinem Schaffen nicht entgegen. Schwartz bekennt sich zum Exzessiven wie zum Erhabenen, er ist besessen vom archaischen Urschrei des Klangs. Von Beginn an ist die Struktur eine klare und bewusste. Homogenität der Instrumentierung, wie stark ausgeschlachtet auch immer, entspricht seiner Neigung zur Einfachheit. Die Ereignisse entwickeln sich langsam, auf natürliche Weise. Während er an den Einzelheiten des Stücks arbeitet, macht er Entdeckungen in der Masse des Stoffes; ähnlich einem Stein, der entstellt und zur Skulptur entblößt wird, berichtet die endgültige Form der Musik vom Prozess ihrer Formung, sie erzählt ihre eigene Geschichte. Um die beabsichtigte Ordnung zu erreichen, ermittelt man die Form, die sie verlangt – und zwar von einem selbst. Das Dionysische ist das Apollinische. Organische Entwicklung, aus sich selbst lenkend – d. h. „self-governing“ – ist ja buchstäblich kybernetisch.
Schwartz möchte, dass seine Zuhörer das dramatische Szenario im Blick behalten, einen einzigen Zug von Ereignissen, eine Spur, die durch eine Landschaft führt. Sie wissen, wo sie sich innerhalb des Kontinuums befinden, wie auf der Spitze eines Hügels. Und obwohl die Zeit nur aus Bewegung besteht, hält die Erinnerung den Weg lebendig, der hinter einem liegt, und ist zugleich in der Lage, die Umgebung im Auge zu behalten, um auszumachen, was kommen mag. Je nach Standpunkt verengen oder erweitern sich die sichtbaren Züge einer Fassade; und je nachdem, welche Perspektive man einnimmt, tauschen statische Objekte einer einzigen Landschaft ihre Plätze.
Wie ein Akkord in Music for Orchestra III sich aus dem Nichts erhebend fast herausgehört wird: diese unendlich kleine Abstufung von Schritten, von der seichten „Stille“ bis hin zum schrillen „Schrei“; ein abgründig hinreißendes Trauma klassischer Kammermusik sucht die Schwartz’schen Metamorphosen heim. Nichts an diesem Werk sei meditativ, darauf besteht er. Man kann eben nicht anders, als eine gespannte Vorahnung des Künftigen zu wittern. Der Zug der gespannten Linie, die unausweichlich vorbereitet wird. In Music for Orchestra III werden die musikalischen Strähnen von mehreren verschiedenen Richtungen aus geführt und durch eine Art Nadelöhr gefädelt, Schwartz’„Trichter“-Duktus, wie Elektronen durch einen geringen, den allerengsten Schlitz, in dem nur einzelne Partikel genug Raum finden, hindurchzugelangen. In dieser chiasmischen Kluft ist das „Unendliche“ das Begrenzteste, apeiron pur. Ein unpassierbarer Punkt, ein Ort ohne Dimensionen.
Ruskin Watts
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Ausgabeart: Studienpartitur (Sonderanfertigung)
Format: 210 x 297 mm
Seiten: 20