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Richard Strauss
Strauss: Serenade Es-Dur - op. 7, für 13 Blasinstrumente
UE1009
Ausgabeinfo: zu 2 Händen
Ausgabeart: Klavierauszug (Sonderanfertigung)
Format: 232 x 305 mm
Seiten: 8
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Beschreibung
Richard Strauss’ vielgespielte Serenade op. 7 ist ein Jugendwerk: Er vollendete die Komposition am 11. November 1881, also im Alter von 17 Jahren; das Abitur befand sich in Sichtweite. Eine solide Musikausbildung hatte der Sohn eines Musikers von Rang – Vater Franz Strauss war erster Hornist der Münchner Hofkapelle und eine einflussreiche Persönlichkeit des Münchner Musiklebens – bereits im Elternhaus erhalten, unter Mithilfe namhafter Kollegen des Vaters. Zahlreiche kleinere und größere Kompositionen waren schon entstanden: unter anderem etliche Lieder, die (erste) Symphonie d-Moll, das Streichquartett op. 2 und die Klaviersonate op. 5; die Sonate für Violoncello op. 6 war in Arbeit. Einiges davon hatte man in München bereits aufgeführt.
Die Serenade für 13 Bläser nimmt eine Sonderstellung unter den Werken der Jugendzeit ein (und lässt den Anfang vom Ende derselben erahnen): Sie ist dasjenige Werk, das den jungen Strauss außerhalb des heimatlichen Umfeldes als Komponisten wahrnehmbar machte.
Zunächst aber blieb das fertige Stück ein Jahr lang liegen. Strauss hatte soeben ohne übertriebene Begeisterung ein Universitätsstudium begonnen (Vorlesungen über Philosophie, Ästhetik, Kulturgeschichte, Shakespeare), als es am 27. November 1882 in einem Konzert („Vierter Übungsabend“) des Dresdener Tonkünstlervereins unter Leitung von Franz Wüllner zur Uraufführung der Serenade kam. Wüllner, bis 1877 Leiter des Münchner Hoforchesters und daher ein alter Bekannter des Vaters, sollte später auch die Uraufführungen von Till Eulenspiegel (Köln 1895) und Don Quixote (Köln 1898) dirigieren. Die Dresdener Uraufführung der Serenade (Wiederholung am 5. Januar 1883 im Rahmen des „Zweiten Produktionsabends“) bewirkte, dass sich der Star-Dirigent Hans von Bülow für das Stück interessieren ließ (sein eigener Verleger Eugen Spitzweg hatte ihn darauf aufmerksam gemacht). Spitzweg, der mit idealistischen Zügen ausgestattete Inhaber des Münchner Josef-Aibl-Verlages, war mittlerweile auch für Richard Strauss aktiv und hatte die Serenade Ende 1882 drucken lassen (Partitur und Stimmen). Bisher hatte sich Bülow gegenüber Spitzweg stets herablassend über die Musik des jungen Strauss geäußert; dabei mag zunächst auch die Erinnerung an Querelen mit Vater Strauss zur Zeit von Bülows Engagement in München eine Rolle gespielt haben. Die Serenade jedoch nahm er an und setzte das mittlerweile zwei Jahre alte Stück auf das Programm seines Konzertes am 26. Dezember 1883 mit der Meininger Hofkapelle – angeblich aus Gefälligkeit Spitzweg gegenüber, vermutlich aber aus sicherem Gespür für die Qualität der Komposition. Das veranlasste Richard Strauss zu einem überschwänglichen Dankesbrief:
„Hochverehrter Herr von Bülow!
Zu meiner größten Freude erhielt ich vorgestern von Herrn Spitzweg die Nachricht, daß Euer Hochwohlgeboren gewillt seien, meine Bläserserenade Opus 7 in einem Ihrer Konzerte zur Aufführung zu bringen. Ich bin äußerst glücklich über die große Ehre, die meiner kleinen Anfängerarbeit damit widerfährt. – Ihnen, hochverehrter Meister, dafür meinen herzlichsten und innigsten Dank. [...]“
Die Aufführung durch Bülow und die Meininger Hofkapelle (damals ein europäisches Spitzenorchester) war der bisherige Höhepunkt in der beginnenden Karriere des jungen Strauss, und es kam noch besser: Zunächst übernahm Bülow die Serenade in das Programm der sich anschließenden Orchestertournee (Januar 1884) und ließ sie in Nürnberg, Worms und Neustadt/Hardt spielen – ein weiterer Dankesbrief wurde fällig. Danach entschied Bülow, das Werk, über das er später an seinen Agenten Gutmann schreiben sollte (9.10.1884), es zeige „unsere Bläser in ihrem virtuosen Glanz“, auch bei einem Gastkonzert in Berlin aufführen zu lassen. Strauss, der sich selber in Berlin aufhielt, um Kontakte zu knüpfen, schreibt Anfang Februar nach München: „Liebe gute Mama! Bülow spielt am 26. Februar h i e r meine Serenade!!!! Famos! [...]“ Es wurde dann der 27. Februar und es dirigierte Franz Mannstädt; Strauss berichtet den Eltern nicht ohne Stolz: „Lieber Papa! Also, die Serenade hat gefallen, hatte fast denselben Erfolg wie die von Weingartner, die sehr hübsch ist, trotzdem nach Bülow die meinige das beste von den drei Stücken ist. [...]“ Am Vorabend des Konzerts war es zur ersten persönlichen Begegnung mit Bülow gekommen. Weiter hinten im selben Brief heißt es über ihn:
„Er war sehr liebenswürdig, sehr gut aufgelegt und sehr witzig und bestellte mich für Mittwoch in die Probe, um mir eigens meine Serenade vorzuspielen. Er lobte sie ganz außerordentlich und forderte danach alle Musiker auf, mich zu applaudieren, wobei er selbst mithalf. Abends saß er während der Aufführung, die Mannstädt dirigierte, unter dem Publikum, kam nach der Serenade eigens heraus, applaudierte nach hinten und winkte, ohne mich zu sehen, der ich in der ersten Reihe saß. Ich ging aber nicht vor. [...]“
Im Vorfeld hatte Strauss um die wichtige Berliner Aufführung durchaus bangen müssen: Knapp zuvor hatte nämlich Benjamin Bilse mit seinem nicht sehr hochrangigen Privatorchester den Meiningern die Berliner Erstaufführung weggeschnappt. Strauss hatte die Darbietung seiner Serenade in Bilses „Bierkonzert“ (Zitat Strauss’) persönlich erlebt und schrieb den Eltern:
„Nächsten Mittwoch führt sie der Schweinehund wieder auf. Noch nie war mir eine Aufführung so zuwider. Nun diese selbst. Viel zu langsam, ich glaubte, sie schliefen alle ein, dann stimmten die Bläser absolut nicht. Trotzdem hat sie sehr gefallen, wenn nur Bülow das nicht erfährt und sie dann in seiner blinden Wut vom Programm absetzt [...].“
Wozu es glücklicherweise nicht kam. Die Anerkennung Bülows brachte Strauss einen großen Schritt vorwärts: Zuerst durfte er sich über einen Kompositionsauftrag von Bülow freuen (eine mehrsätzige Bläser-Suite, später als op. 4 bezeichnet); außerdem wurde er auf dessen Vermittlung hin im Winter 1885 / 1886 als Nachfolger Mannstädts nach Meiningen engagiert.
Das gut erhaltene Autograf der Serenade wird in der Morgan Library & Museum in New York aufbewahrt. Die letzte der 41 beschriebenen Seiten trägt hinter dem abschließenden Doppelstrich die oben bereits erwähnte Datierung. Die Notenschrift des jungen Komponisten ist sauber und präzise; man meint, Routine und Selbstbewusstsein darin zu erkennen – insgesamt fühlt man sich eher an Strauss’ späteres, reifes Schriftbild erinnert als an das der früheren Jugendwerke.
Die Titelseite trägt die Widmung: „Seinem hochverehrten Lehrer / Herrn Hofkapellmeister Wilhelm Meyer.“. Friedrich Wilhelm Meyer war es, der Strauss ab 1875 fünf Jahre lang im Tonsatz unterrichtet hatte: ein vom Vater ausgewählter, kenntnisreicher Praktiker, der im Rahmen seiner Unterweisung lediglich ein 52 Seiten umfassendes Formenlehre-Büchlein hinzunahm und ansonsten auf die praktische Übung vertraute – was dem jungen Strauss entgegengekommen sein dürfte.
Dem konservativen Musikdenken des Widmungsträgers ist die einsätzige Serenade op. 7 zumindest in formaler Hinsicht verpflichtet: Man erkennt einen klassischen Sonatensatz mit typischen Tonartenverhältnissen, soweit es Exposition (bis Takt 80) und Reprise (ab Takt 122) betrifft. Dazwischen befindet sich allerdings (anstelle einer lehrbuchgerechten Durchführung, die das gesamte Material der Exposition aufgreifen würde) eine unabhängige Mittel-Episode in h-Moll, die lediglich ein kleines Motiv aus dem Seitensatz aufnimmt und durchgängig verwendet. Zwei Steigerungen in diesem Mittelteil bilden klangliche Höhepunkte.
In den Themen der Serenade ist viel Schönes, aber nichts Abenteuerliches erkennbar – nicht in der eingangs erklingenden, ruhig ausbalancierten Kantilene der ersten Oboe (Es-Dur), und auch nicht in dem anmutigen Seitenthema (B-Dur, ab Takt 31). An Schubert, Schumann, oder auch an Mozart, den Strauss lebenslang vergötterte, könnte man sich erinnert fühlen. Möglicherweise gab Mozart auch ein Vorbild für die Bläserbesetzung: Mit Ausnahme der Flöten und des Kontrafagotts (bei Mozart: Bassetthörner und Kontrabass) entspricht sie der in dessen berühmter Serenade KV 361 („Gran Partita“), die knapp 100 Jahre früher entstanden war. Leider war es Mozart nicht eingefallen, eigens für den Schlussakkord ein zusätzliches Bassinstrument zu fordern, das bis dahin nichts zu spielen hat – ein Kuriosum von Strauss’ Serenade.
Erstaunliche Kompetenz zeigt der junge Strauss im Umgang mit den Klangfarben des massiven Bläserapparates; insofern ist seine Serenade auch eine beeindruckende Instrumentationsstudie. Die verschiedenen Instrumente sind geschickt, ihren klanglichen und technischen Eigenheiten entsprechend, eingesetzt und haben beeindruckende Auftritte – zur Freude der Musiker, aber auch der Hörer. Durch sehr bewusst gesetzte Instrumentenkombinationen bilden sich immer wieder neue, interessante Farbschattierungen – zur Freude der Hörer, aber auch der Musiker.
Stefan Schenk, März 2012
Inhaltsverzeichnis
Serenade op. 7 für 13 Blasinstrumente
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Ausgabeart: Klavierauszug (Sonderanfertigung)
Format: 232 x 305 mm
Seiten: 8