
Ernst Krenek
3. Symphonie
Dauer: 27'
Instrumentierungsdetails:
2 2 2 3 - 2 1 0 0 - Pk - Str
Nachdem Ernst Krenek seinem Lehrer Franz
Schreker 1920 nach Berlin gefolgt war, komponierte er, ohne das Studium je zu
beenden, hinter dessen Rücken eine „unheimliche Menge“ Musik, wie er sich
erinnerte. 1921 entstand seine monumentale 2.
Symphonie, die ganz im Zeichen des Expressionismus steht. Nur wenige Monate
danach schrieb er seine 3 Symphonie – nur dreisätzig und auch nur für ein
relativ kleines Orchester. Theodor W. Adorno nannte sie „ein
kammermusikalisches Nachspiel“ zu ihrer Vorgängerin, und John K. Stewart
erschien sie in ihrer direkten Nachfolge der Zweiten in etwa so, als hätte
Dostojewski „nach dem Kampf mit den Brüdern Karamasow ein bisschen joie
d'esprit nach Cocteaus Manier“ steigen lassen wollen. Und obwohl Krenek die
Musik der „Groupe des Six“ zu dieser Zeit noch nicht kannte, steht die
Symphonie deren Geist recht nahe, wenn sie z.B. mit Passagen aufwartet, die
Melodie und Tonalität auf ironische Weise nur suggerieren, aber die gesetzten
Erwartungen nicht einlösen.
Hermann
Scherchen, der die Uraufführung der 3.
Symphonie im Jahr 1924 leitete, liebte dieses Werk ganz besonders: „Die
Sinfonie ist ein hinreißendes Werk, von einer sprühenden Leichtigkeit und voll
konzentriertester Bewegung. Sie ist streckenweise so entspannt, dass sie mir
immer wieder als das bisher beste Werk von Krenek erscheinen will.“ Der
Komponist selbst dagegen konnte sich später angeblich an die Komposition gar
nicht mehr erinnern. Und in seinem Buch Im
Atem der Zeit – Erinnerungen an die Moderne schreibt er sogar, dass sie
ihm, als er sie in Frankfurt hörte, nicht einmal besonders gefallen habe.
Womöglich erschien sie ihm im Vergleich zu den ersten beiden Symphonien und zum
1. Streichquartett, die Adorno in
seinem Rundfunkvortrag über den Komponisten als „offene Rebellion“, als
„Anarchie in der Musik“ bezeichnete, etwas harmlos geraten. Entschloss er sich
darum dazu, daraufhin die autobiographische Oper Der Sprung über den Schatten, deren Libretto er selbst verfasste,
zu komponieren? Sie kennt zumindest wieder jenen Ruch von Exzentrik, von dem
die 3. Symphonie verschont blieb.
Sebastian
Urmoneit