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Anton Webern
5 Sätze
Dauer: 12'
Webern - 5 Sätze für Streichorchester
Gedruckt/Digital
Übersetzung, Abdrucke und mehr
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Anton Webern
Webern: 5 Sätze für Streichorchester - op. 5Instrumentierung: für Streichorchester
Ausgabeart: Partitur
Musterseiten
Hörbeispiel
Werkeinführung
Webern komponierte diese Stücke 1909. Sie haben in der älteren Quartettliteratur, trotz mancher Anklänge an Schönberg, kein Vorbild. So hat der Komponist auch – wie bei den folgenden Instrumentalwerken – auf die durch die Tradition belasteten Werktitel (1. Streichquartett) verzichtet. Auch die Fünfsätzigkeit wendet sich gegen derartige „klassische“ Konventionen. Im Zentrum des Werkes steht ein hektischer Satz von hastender Motorik, ein ins Extreme verzerrtes Scherzo, umrahmt von zwei äußerst langsamen und leisen Stücken (im Umfang von je 13 Takten), in denen Webern dem Streichquartett durch die Anhäufung von Spielanweisungen wie „mit Dämpfer“, „pizzicato“, „am Steg“ oder „col legno“ (mit dem Holz des Bogens gestrichen) ganz neue Klangbereiche erschließt. Am traditionellsten erscheint noch der erste, ausgedehnteste Satz (55 Takte), der mit seiner krassen Antithetik von gehetzter, um das Intervall der großen Septime kreisender Sechzehntelbewegung und breitem, mit seinen Terzen und Sexten fast „wienerisch“ klingenden Melisma an den klassischen Themengegensatz des traditionellen Sonatenhauptsatzes erinnert. Der Schlusssatz, ein desolater Epilog, ähnelt dem ersten zwar in der Vielfalt kontrastierender Strukturen, diese wollen sich jedoch nicht mehr zu einem geschlossenen Gebilde fügen. Charakteristisch für das gesamte Werk sind die kurzgliedrige Phrasenbildung, die keinem Taktmetrum mehr gehorcht, statische Klangflächen, die Bevorzugung dissonanter Intervalle wie Tritonus und große Septime in Melodiebildung und Harmonie, die Verfremdung des natürlichen Streicherklanges und das Schwanken zwischen brutaler Aggressivität (Rudolf Kolisch hat von „expressionistischen Miniaturen“ gesprochen) und im kaum mehr Hörbaren sich verlierendem Geflüster. 1928/29 hat Webern das Werk für Streichorchester bearbeitet und es dabei vermocht, durch vielfältigste Teilungen des Klangkörpers die Plastizität und Deutlichkeit der Komposition wesentlich zu verbessern.
Manfred Angerer