

Luciano Berio
Coro
Kurz-Instrumentierung: 4 2 4 3 - 3 4 3 1 - Schl(2), Klav, E-Org, Asax, Tsax, Vl(3), Va(4), Vc(4), Kb(3)
Dauer: 60'
Text von: Pablo Neruda, u. a.
Widmung: to Talia
Chor: 10S, 10A, 10T, 10B
Instrumentierungsdetails:
1. Flöte
2. Flöte
3. Flöte (+Picc)
4. Flöte (+Picc)
Oboe
Englischhorn
kleine Klarinette in Es
1. Klarinette in B
2. Klarinette in B
Bassklarinette in B
Altsaxophon in Es
Tenorsaxophon in B
1. Fagott
2. Fagott
Kontrafagott
1. Horn in F
2. Horn in F
3. Horn in F
1. Trompete in C
2. Trompete in C
3. Trompete in C
4. Trompete in C
1. Posaune
2. Posaune
3. Posaune
Basstuba (+TenTb)
1. Schlagzeug
2. Schlagzeug
Klavier
Elektro-Orgel
1. Violine
2. Violine
3. Violine
1. Viola
2. Viola
3. Viola
4. Viola
1. Violoncello
2. Violoncello
3. Violoncello
4. Violoncello
1. Kontrabass
2. Kontrabass
3. Kontrabass
Berio - Coro für 40 Stimmen und Instrumente
Gedruckt/Digital
Übersetzung, Abdrucke und mehr

Luciano Berio
Berio: CoroInstrumentierung: für 40 Stimmen und Instrumente
Ausgabeart: Dirigierpartitur

Luciano Berio
Berio: Coro für Chor 10S,10A,10T,10B und OrchesterInstrumentierung: für Chor 10S,10A,10T,10B und Orchester
Ausgabeart: Partitur
Musterseiten
Hörbeispiel
Werkeinführung
Coro, komponiert in den Jahren 1975 bis 1976 für den Westdeutschen Rundfunk in Köln, nimmt das Thema des Volksliedes wieder auf, das schon Folk Songs (1964) und Questo vuol dire che (1970) zugrunde lag. In Coro werden jedoch keine eigentlichen Volkslieder zitiert oder abgewandelt (mit Ausnahme von Episode VI, die eine slawische Melodie verwendet, und Episode XVI, wo ich eine Melodie aus meinen Cries of London (1974/1976) wieder aufgreife). Es werden vielmehr sehr unterschiedliche volkstümliche Techniken und Klanggesten aus verschiedenen Kulturkreisen präsentiert und gelegentlich kombiniert, ohne jeden Bezug auf bestimmte Lieder.
Was in Coro ständig abgewandelt wird, ist die musikalische Funktion – das heißt, der Ausdruck – dieser Techniken und dieser Klanggesten. Es handelt sich daher nicht nur um ein Chorlied von Stimmen und Instrumenten, sondern auch um ein Chorlied verschiedener Techniken, die vom Kunstlied bis zum Volkston reichen, von afrikanischen Heterophonien (wie sie Simha Arom analysiert hat) bis zur Polyphonie. Auf der ziemlich breiten Palette der Techniken, die in Coro zur Anwendung kommen, steht das volkstümliche Element keineswegs allein. Ich betone dies, weil es grundsätzlich für die Gesamtstruktur des Werkes gilt: eine im wesentlichen epische und erzählerische Struktur, vorwiegend zusammengesetzt aus in sich geschlossenen Episoden, die untereinander vielfach kontrastieren. Es handelt sich jedoch nicht um einen elementaren Kontrast; öfter wiederholt sich sogar der gleiche Text mit anderer Musik. Manchmal identifizieren sich die Stimmen gänzlich mit der instrumentalen Artikulation, während der Text seine eigene phonetische „Ornamentik“ schafft; manchmal schwankt die Geschwindigkeit des Textvortrags unabhängig vom musikalischen Tempo und so weiter. Daher ist Coro auch eine Anthologie verschiedener Methoden der „Vertonung“, und als solches ein Projekt, das notwendigerweise stets im Werden bleibt, vergleichbar vielleicht mit dem Projekt einer Stadt, das auf verschiedenen Ebenen realisiert wird und unterschiedliche und eigenständige Dinge, Umstände und Menschen hervorbringt und in sich vereint, ihre kollektiven und individuellen Merkmale, ihre Verwandtschaften und Gegensätzlichkeiten zum Ausdruck bringt.
Die spezielle Aufstellung von Sängern und Instrumenten auf dem Konzertpodium – wo jeweils ein Chormitglied mit einem Instrumentalisten zusammen musiziert – dient dazu, das breite Spektrum von Wechselwirkungen zwischen Stimmen und Instrumenten akustisch und optisch zu verstärken.
Von den verschiedenen Ebenen von Coro ist die harmonische die bedeutsamste. Sie ist die Basis, doch gleichzeitig auch ihre eigene Umwelt, sich allmählich verändernd und fast ständig wahrnehmbar. Eine Landschaft, die bestimmte Ereignisse schafft, musikalische Figuren, die sich wie Graffiti auf der harmonischen Mauer der Stadt abzeichnen. Der Text von Coro entwickelt sich auf zwei verschiedenen, aber komplementären Ebenen; jener der folkloristischen Dokumente, mit den Themen Liebe und Arbeit, und der Ebene Pablo Nerudas (Residencia en la tierra), die diese Liebe und diese Arbeit in eine Perspektive bringt.
Luciano Berio