Danza, Escena & Joropo

Für Anna, die all diese klangvollen Bilder hervorruft.

DANZA, ESCENA & JOROPO (Tanz, Szene & Joropo) schrieb ich auf Wunsch der Pianistin Anna-Maria Maak, es ist ihr gewidmet. Ihre Art zu spielen, zu interpretieren und die Musik zu empfinden leitete mich bei der Konzeption des Werkes. Auf gewisse Weise ist es ihr musikalisches Portrait…!

Nachdem ich ‚meine Bach-Ciaccona‘ beendet hatte, schloss sich die Komposition dieses Klavierkonzertes sehr organisch an. Von Anfang an war es dramaturgisch angedacht, beide Werke innerhalb eines Konzertes aufzuführen.

Der erste Satz des Werkes ist strukturell eng mit der Ciaccona verbunden: eine harmonische Sequenz und ein thematisches Motiv aus sechs Noten dienten der Schaffung eines musikalischen Themas mit deutlichem iberoamerikanischem Einfluss (nicht zu vergessen ist, dass die Chaconne ihren Ursprung in Lateinamerika hat!). Aber auch meine Bewunderung der Klangwelt Robert Schumanns sollte in das Werk Eingang finden. Bereits im ersten Satz findet sich ein Echo seiner Kinderszenen, welches später noch viel deutlicher im zweiten Satz zu hören ist. Das musikalische Zitat schließt sich an einen sich wiederholenden G-Dur Dreiklang an, so wie ihn mein 6jähriger Sohn Gabriél gern am Klavier spielt. Der musikalische Symbolismus in der Art des großen Kantors beschäftigte mich also auch bei diesem Schaffensprozess.

Der letzte Satz ist eine Art Resumee der vorangegangenen Sätze, weniger im musikalischen als emotionalen Sinn. Aus meiner künstlerischen Perspektive stellt es eine deutliche Präsenz der Widmungsträgerin dar, deswegen gibt es ihr Raum für eine eigene Solokadenz.

Mit seiner weitgehend versöhnlichen Grundstimmung ist DANZA, ESCENA & JOROPO eine geglückte Verbindung von Elementen, die einerseits völlig verschiedenen Denksystemen und Gefühlswelten entstammen und doch andererseits sehr organisch in einer Einheit verschmelzen:

So verbinden sich barocke Formeln europäischer Musik mit rhythmischen Strukturen aus Iberoamerika oder Elemente ganz aktueller urbaner Kultur mit Neuer Musik oder folkloristischen Anklängen. Dabei kann sich z.B. eine harmonische Entwicklung zwischen Texturen des Jazz, der "Worldmusic" und/oder neo-romantischen Tonsprache bewegen. Es ist schließlich gelungen, eine Symbiose verschiedener Stile und Einflüsse zu erschaffen, welche im Ganzen meine eigene Stimme als Komponist widerspiegelt.

Uraufführung: Sef Albertz Portraitkonzert | Steinway Klavierhaus Leipzig | 29. Oktober 2015 | Pianistin Anna-Maria Maak

Eingespielt auf Anna-Maria Maaks Konzeptalbum "Resplendences around Bach" | Label Florentyn Music (Katalognummer: FM-CD 1801)