

Kurt Weill
Happy End
Kurz-Instrumentierung: 1 0 0 0 - 0 2 1 0 - Asax(Es), Tsax(B), Schl, Klav, Band, Bj
Dauer: 120'
Libretto von: Bertolt Brecht, Dorothy Lane
Übersetzer: Michael Feingold
Herausgeber: Alan Verne Boustead
Dichter der Textvorlage: Dorothy Lane
Rollen:
Bill Cracker
Sam Worlitzer
Dr. Nakamura
Jimmy Dexter
Bob Merker
Johnny Flint
Captain der Heilsarmee
Hanibal Jackson
Lilian Holiday
Die Dame in Grau
Mirjam
Jane
Mary
Zwei Fremde
Instrumentierungsdetails:
Flöte (+Picc.)
Altsaxophon in Es (+Kl.(B)
Ssax.(B)
Fl.
Picc.)
Tenorsaxophon in B (+Bsax.(B)
Kl.(B))
1. Trompete in B
2. Trompete in B
Posaune
Schlagzeug
Banjo (+Hawaiigit.
Mand.
Bgit.)
Bandoneon (+Akk.)
Klavier
Weill - Happy End
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Hörbeispiel
Werkeinführung
Von Ende Mai bis Anfang Juni 1929 arbeitet Brecht in Berlin u. a. an Happy End, das, soweit es sich um die Heilsarmee-Handlung handelt, auf einer Novelle Elisabeth Hauptmanns basiert. Brecht erfindet als Verfassernamen „Dorothy Lane“, Weill drängt darauf, er solle wenigstens für die Songs verantwortlich zeichnen. Am 31. August 1929 geht das Stück im Theater am Schiffbauerdamm erstmals über die Bühne. Die wichtigsten Rollen sind mit Carola Neher, Helene Weigel, Oskar Homolka, Peter Loire, Theo Lingen und Kurt Gerron besetzt. Projektionen und Songlicht sowie das Bühnenbild von Caspar Neher bringen den seit der Dreigroschenoper und dem Mahagonny Songspiel erprobten anti-naturalistischen Effekt erneut zur Geltung. Parodistische Momente demonstrieren die „echt amerikanische Verquickung von Geld und Seelenheil“; die unheilige Allianz von Geld und Religion sind hier im amerikanischen Milieu abgehandelt und damit als gesellschaftskritisches Vorspiel zur Oper Mahagonny und Die heilige Johanna der Schlachthöfe zu werten.
Happy End lässt sich musikalisch durch die folgenden Besonderheiten charakterisieren:
- durch drei verschiedenartige musikalische Ebenen, nämlich die Gesangslinie mit orchestraler Begleitung, den Sprechgesang und das In-die-Musik-Sprechen;
- durch die Aufteilung der Songs auf die handlungsbestimmenden Personengruppen, und zwar die Songs der Ballhausbande und die Lieder der Heilsarmee; neben dieser groben Einteilung in die beiden scheinbar gegensätzlichen Gruppen kann man noch zusätzlich und genauer einteilen in personencharakterisierende Nummern, situationsbezogene Nummern und Nummern ohne dramatische Funktion; zweifellos werden Bill und Lilian am deutlichsten charakterisiert
Die Musik basiert generell auf zwei Vokal-Formen: dem Song und dem religiösen Lied – allerdings unter Einbeziehung zeitgenössischer Tanzrhythmen: Tango, Walzer, Blues und Foxtrott.
Nach dem unglaublichen Erfolg der Dreigroschenoper hoffte der damalige Direktor des Theaters am Schiffbauerdamm, Ernst Josef Aufricht, mit einem neuen Stück von Kurt Weill und Bertolt Brecht daran anzuknüpfen. Die gleiche künstlerische Besetzung wie in der Dreigroschenoper stand zur Verfügung, etwa die Lewis Ruth Band unter Theo Mackeben und der Bühnenbildner Caspar Neher. Brecht hatte jedoch kein großes Interesse, das Libretto selbst zu schreiben und bat seine Mitarbeiterin Elisabeth Hauptmann, dies zu übernehmen. Hauptmann wurde jedoch nicht als Librettistin genannt, sondern lediglich als Übersetzerin des Stückes. Statt ihrer stand dort eine gewisse erfundene Dorothy Lane. Die Premiere von Happy End geriet zum Skandal, das Stück wurde in der Presse zerrissen. Nach nur ein paar Aufführungen wurde es wieder abgesetzt und zu Lebzeiten von Weill und Brecht nicht mehr gespielt. Erst ab den 1970er Jahren stellte sich ein erneuter Erfolg des Werkes ein.
Happy End spielt an einem Weihnachtsabend im Chicago der 1920er Jahre. In Bill Crackers Ballhaus trifft sich seine Gang, die von der mysteriösen Lady in Grey, a.k.a. The Fly, angeführt wird. Die lokale Heilsarmee hat bisher vergeblich versucht, die Gangster zu bekehren. Lieutenant Lilian Holiday kommt für einen weiteren Versuch ins Ballhaus. Sie und Bill bandeln über einigen Gläsern Whiskey an, woraufhin sie aus der Heilsarmee entlassen wird. Bill wiederum ist in Ungnade bei der Fliege gefallen und soll beiseite geschafft werden. Doch plötzlich erkennt ein Mitglied der Heilsarmee in der Anführerin seine lang vermisste Ehefrau wieder. Die Fliege vermacht die Beute der Heilsarmee, mit der die Gang sich nun verbindet, um ein neues gemeinsames Headquarter zu eröffnen. Bill und Lilian geben ihre Verlobung bekannt.