

Béla Bartók
Herzog Blaubarts Burg
Dauer: 60'
Text bearbeitet von: Helmut Wagner, Karl Heinz Füssl
Übersetzer: Wilhelm Ziegler, Christopher Hassall
Libretto von: Béla Balázs
Bearbeitung: Paul Max Edlin
Rollen:
Herzog Blaubart
Bariton / Judith
Sopran / Sprechrolle - optional / Die früheren Frauen (3)
stumm
Instrumentierungsdetails:
Klarinette in A
Horn in F
Harfe (oder Klavier)
1. Violine
2. Violine
Viola
Violoncello
Kontrabass
Bartók - Herzog Blaubarts Burg für Kammerensemble
Gedruckt/Digital
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Béla Bartók
Bartók: Herzog Blaubarts Burg für Kammerensemble - op. 11Instrumentierung: für Kammerensemble
Ausgabeart: digitale Partitur
Sprache: Deutsch | Englisch
Werkeinführung
Béla Bartóks Herzog Blaubarts Burg zählt zu den verstörendsten psychologischen Dramen des gesamten Opernrepertoires. Es beschäftigt sich mit den tiefsten persönlichen Fragen und fordert unsere volle Konzentration. Wenn nun aber dieses persönlichste aller Dramen in einem echten Schloss oder in einer Situation umgesetzt/aufgeführt werden könnte, einer Nachbildung von Herzog Blaubarts Zuhause? Und wenn wir, das Publikum, dieses Geschehen an diesem Ort nachverfolgen könnten? Diese Möglichkeit stellte für mich den Ausgangspunkt und auch die Motivation für meine Arbeit an dieser Kammerversion dar.
Die Tradition, kleine Arrangements von Werken mit großer Besetzung zu schaffen, war im frühen zwanzigsten Jahrhundert stark verbreitet, insbesondere durch Schönbergs "Verein für musikalische Privataufführungen". Indem sie Versionen zeitgenössischer Meisterwerke schufen, die einfacher aufzuführen waren, brachten uns diese Bearbeiter und Neu-Denker bestimmte Elemente der Musik näher und ließen uns die Klänge, ihre Textur und Harmonien neu definieren und erleben. In Mahlers Werken konnten wir sogar die Wiener Salonorchester in den Kaffeehäusern heraushören!
Diese Kammerversion von Herzog Blaubarts Burg möchte eine legitime Version von Bartóks Oper schaffen, indem sie dem Publikum die Intimität des Dramas näherbringt. Außerdem bietet sie jüngeren und dadurch vielleicht auch leichteren Stimmen die Möglichkeit, die beiden Rollen von Blaubart und Judith zu übernehmen.
Ich wollte die sieben Türen durch sieben Instrumente im Ensemble symbolisieren, was sich allerdings als unmöglich herausstellte. Denn auf einen Kontrabass zu verzichten, würde der Musik ihre tiefste Klangfülle in der so wichtigen Streichergruppe rauben, und ich brauchte das gesamte Spektrum.
Das Ensemble besteht aus Instrumenten, die wir aus der Klangwelt von Bartóks eigener Kammer-und/oder Orchestermusik kennen. Es liegt auf der Hand, ein Streichquartett einzusetzen, in diesem Fall mit einem zusätzlichen Kontrabass. Die Klarinette taucht auch in Kontraste auf, Bartoks einzigem Kammermusikwerk, in dem drei Instrumentenfamilien zusammenkommen. Das Horn wiederum ist für den Kontext der Oper und als Symbol wichtig. Während die katzenartigen Klänge und Charakteristika der Klarinette wohl Judith repräsentieren, zeigt sich der Herzog im Horn – einschließlich sämtlicher Assoziationen, die ein solches Instrument hervorrufen kann, nicht zuletzt die Jagd! Bartok aber entwickelt in seiner Oper einen kontinuierlichen, zweistimmigen Dialog zwischen Holzbläsern und Hörnern. Als meine Arbeit an dieser Kammerversion voranschritt, habe ich mir selbst vorgenommen, diese Instrumente auf diese symbolische Art und Weise einzusetzen.
Die Harfe taucht in vielen Partituren Bartóks auf, genau wie das Klavier (das Instrument, das Bartók selbst beherrschte). Was diese Version betrifft, wurde erst eine Fassung für Harfe erdacht. Das Klavier aber kann an die Stelle der Harfe treten und dabei wichtige künstlerische Integrität beweisen (und wir erinnern uns dabei daran, dass Bartók ein Klavierquartett und ein Klavierquintett komponiert hat). Die Klavier- und Harfenstimme unterscheiden sich voneinander, also gibt es sogar zwei Kammerversionen innerhalb dieser Partitur. (Harfe und Klavier sollten nicht gleichzeitig eingesetzt werden, da das die Gesamttextur aus dem Gleichgewicht bringen würde).
Bartoks symphonische Orchestrierung ist im Allgemeinen transparent und klar definiert gehalten. Daher kann man die Texturen relativ einfach in einen kammermusikalischen Kontext übertragen. Nur die fünfte Türe bereitete mir Kopfzerbrechen, bis ich das Thema in Angriff nahm. Und danach schien das musikalische Material ganz reibungslos Eingang in dieses Ensemble zu finden.
Paul Max Edlin 2018