

Friedrich Cerha
Impulse
Kurz-Instrumentierung: 3 3 3 3 - 5 3 4 1 - Pk, Schl(5), Hf, Str
Dauer: 22'
Widmung: Wiener Philharmoniker
Instrumentierungsdetails:
1. Flöte
2. Flöte
3. Flöte (+Picc
Afl(G))
1. Oboe
2. Oboe
3. Oboe (+Eh)
1. Klarinette in A
2. Klarinette in A
3. Klarinette in A (+Bkl(B))
1. Fagott
2. Fagott
Kontrafagott
1. Horn in F
2. Horn in F
3. Horn in F
4. Horn in F
5. Horn in F
1. Trompete in C
2. Trompete in C
3. Trompete in C
1. Posaune
2. Posaune
3. Posaune
4. Posaune
Tuba
Pauken
1. Schlagzeug (Crotales, Peitsche, Claves, 4 Bongos)
2. Schlagzeug (Glockenspiel, Pauken, 3 Tempelblöcke, Tam-Tam, 5 Tomtoms)
3. Schlagzeug (Vibraphon, 3 Holzblöcke, 3 Timbales)
4. Schlagzeug (Marimba, Tam-Tam)
5. Schlagzeug (Xylorimba, Röhrenglocken, 3 Hängebecken, große Trommel)
Harfe
Violine I
Violine II
Viola
Violoncello
Kontrabass (Streicher stark besetzt)
Cerha - Impulse für großes Orchester
Gedruckt/Digital
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Friedrich Cerha
Cerha: ImpulseInstrumentierung: für großes Orchester
Ausgabeart: Dirigierpartitur (Sonderanfertigung)
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Hörbeispiel
Werkeinführung
Die 1992/93 entstandenen Impulse sind ein
formal sehr vielfältiges, reiches, auch emotional von starken Gegensätzen
geprägtes Stück. Gebilde heftiger, leidenschaftlicher Natur wechseln mit solchen
stillen, versonnenen, elegischen Ausdrucks. Manchmal sind sie einander schroff
unvermittelt gegenübergestellt. Daneben gibt es – zu meist dynamisch betonte –
Gesten, die einen Prozess initiieren, der kontinuierlich zu neuen, veränderten
Situationen führt.
Insgesamt ist das Stück in vier Abschnitte
gegliedert. Nur der dritte ist durch eine lange Generalpause vom Vorhergehenden
getrennt, die übrigen Abschnitte sind ineinander verflochten. Es ist so
vielgliedrig, dass es sich einer Beschreibung im Einzelnen widersetzt. Um
dennoch einen Einblick in die Art des Geschehens zu geben, möchte ich zwei
Abschnitte herausgreifen:
Der großformal gesehen zweite Teil besteht
eigentlich aus zwei unterschiedlichen Stücken. Im ersten, schnelleren, bewegen
sich zumeist vier Instrumente vor dem Hintergrund einer einfachen Linie der
Violen. Jedes der vier Instrumente bewegt sich in gleichlangen Dauern, sie sind
aber in den einzelnen Instrumenten verschieden. Es wird also gleichzeitig in
verschiedenen Geschwindigkeiten gespielt, das Metrum, in dem notiert wurde,
verschleiert. Fagott und Violen geben am Anfang gelegentlich den Blick auf das
Grundmetrum frei. Der eigenartig gespaltene Klang mag vielleicht anfangs
befremden, für mich hat er viel Charakter. Im zweiten, ruhigeren „Stück“ führt
die Oboe, sie wird durch Figuren von Harfe, Vibraphon, Marimba, später auch
Crotales und Glocken gleichsam begleitet. Die beiden „Stücke“ wurden nun in
kleine Abschnitte geteilt und so verschnitten, dass immer ein Abschnitt aus dem
zweiten Stück einem Abschnitt aus dem ersten folgt. Zwei Achtelakkorde der
Bläser signalisieren jeweils den Beginn einer Sektion aus dem ruhigeren zweiten
Stück, ein pizzicato-Akkord der Streicher den eines Abschnitts aus dem
schnelleren Teil. Das Ergebnis des Verschneidens von in sich völlig statischen
Strukturen ist bei aller Komplexität von – wie ich hoffe – großer Klarheit.
Im vierten, letzten Abschnitt des Gesamtwerks gibt
es einen relativ einfachen Prozess. Sechzehn gehaltene Bläserakkorde, die
jeweils durch Pausen voneinander getrennt sind, bilden eine der Grundlagen. Der
erste erklingt im dreifachen pianissimo. Jeder weitere ist etwas länger und
etwas stärker als der vorhergehende. Der letzte ist sehr lang im vielfachen
fortissimo. Auch die Pausen werden länger, allerdings nicht im gleichen Ausmaß
wie die Bläserakkorde. Sie gehören dem Schlagzeug. Umgekehrt wie die Bläser
beginnen sie im dreifachen fortissimo und enden im piano, wobei auch die Dichte
abnimmt und der Klang am Schluss heller wird. Eine dritte Schicht bilden die
Streicher, die die meiste Zeit im piano eine sul-ponticello-Tremolobewegung
ausführen, wobei sie am Anfang in den Pausen zwischen den Bläserakkorden vom
fortissimo des Schlagzeugs zugedeckt werden und erst gegen Ende mit einem
crescendo in eine allmählich breiter werdende Bewegung übergehen.
Das insgesamt komplizierte Reihengeschehen ist zwar
jeweils für eine Ebene der musikalischen Gestaltung konstitutiv wichtig,
ausführliche Erklärungen dazu sind aber nicht geeignet, die Qualität des Hörerlebnisses
zu beeinflussen.
Das Stück ist im Auftrag der Wiener Philharmoniker
entstanden, die es am 13. April 1996 in einem ihrer Abonnementkonzerte unter
der Leitung von André Previn uraufgeführt haben.
Friedrich
Cerha