

Jay Schwartz
Music for Chamber Ensemble
Kurz-Instrumentierung: 1 1 2 1 - 2 1 2 0 - Schl(2), Vl, Vl, 2 2
Dauer: 17'
Instrumentierungsdetails:
Flöte (+Picc)
Oboe (+Eh)
1. Klarinette in B
2. Klarinette in B
Fagott (+Kfg)
1. Horn in F
2. Horn in F
Trompete in C
1. Tenorbassposaune
2. Tenorbassposaune
Schlagzeug(2)
1. Violine
2. Violine
1. Viola
2. Viola
1. Violoncello
2. Violoncello
Kontrabass
Schwartz - Music for Chamber Ensemble für Ensemble
Gedruckt/Digital
Übersetzung, Abdrucke und mehr

Instrumentierung: für Ensemble
Ausgabeart: Studienpartitur (Sonderanfertigung)

Instrumentierung: für Ensemble
Ausgabeart: Dirigierpartitur
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Hörbeispiel
Werkeinführung
Music for Chamber Ensemble ist ein geometrisches Netz aus Linien, Kurven und Kreuzungen, das den musikalischen Gesetzen von horizontaler Zeit und vertikalen Intervallen sowie den architektonischen Gesetzen von Struktur und Proportion folgt.
Die Struktur meiner Music for Chamber Ensemble besteht aus Linien, die einander diametral entgegen gesetzten Punkten entspringen und sich von dort einen Weg bahnen, dessen Metamorphose zu einer Katharsis führt. Jedes Ereignis weist auf diesen Punkt der Katharsis hin oder bezieht sich auf ihn. Ziel meiner Arbeit ist es, die Architektur einer Komposition als ein zusammenhängendes zeitliches Kontinuum zu gestalten. Leitlinien bei dieser Arbeit sind Prinzipien aus der Architektonik sowie der Einsatz sowohl von Empirik als auch Intuition bei der Gestaltung von Zeit und beim Experimentieren mit musikalischen Erinnerungsfähigkeiten. Die Resultate dieser empirischen Untersuchungen kommen erstaunlich oft den Jahrtausende alten Gesetzen der Proportion nahe.
Ich stelle mir eine Form vor, die als Ganzes erfassbar ist, luminös und doch weit gespannt: Zeit, die in ihrem Verrinnen den Hörer mitreißt, trotzdem aber stets die Erinnerung an den begangenen Weg wach hält. Ich stelle mir einen Flug über eine unermessliche Weite vor, der einen unverstellten Ausblick nach vorn und hinten, ein sich nach allen Seiten ausdehnendes Panorama eröffnet.
Die treibende Kraft dieses horizontalen Verlaufes ist eine langsame, ja zäh fließende, aber dennoch beharrliche und unaufhaltsame Metamorphose, die die vertikalen Verhältnisse der Linien zueinander in mikrotonalen Schritten beständig modifiziert. Dieser Metamorphose wohnt eine fortwährende Dynamik inne, in der die harmonische Konsonanz einen unentrinnbaren Sog ausübt. Der vorwärtstreibende dynamische Schub verhindert allerdings das statische Verweilen bei diesen Konsonanzen.
Ist Zeit das einzige unabdingbare Element der Musik, muss Veränderung, muss Wandel die Antwort auf die Frage darstellen, wie Zeit akustisch und musikalisch strukturiert werden kann. Es ist das erklärte Ziel meiner kompositorischen Arbeit, diesem Element des Wandels so viel Gewicht wie nur möglich zu verleihen, indem die dramatischen Wandlungen und Veränderungen in einer Komposition auf ein einziges kathartisches Ereignis reduziert werden, während die dynamische Metamorphose unaufhaltsam fortschreitet.
Unendlich fasziniert von dem Ur-Wandel der Musik - dem Werden des Klanges, dem Wandel von Stille zum Klang - ist es mein Wunsch, ein einziges einfaches harmonisches Ereignis unter die Lupe zu nehmen und tausendfach zu vergrößern, um so den aller ersten Anfang des Klanges, den Moment der Klangentstehung, zu enthüllen: die ersten kaum wahrnehmbaren Geräusche, den infinitesimal mikroskopischen Wandel des Klanges. Oder besser: Mein Wunsch ist es, in diese Stellen hineinzukriechen, um dort in den Räumen zwischen Stille und Klang zu verweilen.
Jay Schwartz