

Christian Dimpker
N. 04 Ausführung über den Materialbegriff
Dauer: 13'
Solisten:
mezzo-soprano
Instrumentierungsdetails:
Klarinette in B
Kontrabass
N. 04 Ausführung über den Materialbegriff
Übersetzung, Abdrucke und mehr

Christian Dimpker
Klarinette in B (N. 04 Ausführung über den Materialbegriff)Ausgabeart: Stimme

Christian Dimpker
Kontrabass (N. 04 Ausführung über den Materialbegriff)Ausgabeart: Stimme

Christian Dimpker
Mezzosopran (N. 04 Ausführung über den Materialbegriff)Ausgabeart: Solostimme(n)

Christian Dimpker
N. 04 Ausführung über den MaterialbegriffInstrumentierung: Für Klarinette in B, Mezzosopran, Kontrabass und Elektronik
Ausgabeart: Dirigierpartitur
Musterseiten
Werkeinführung
Die Ausführung über den Materialbegriff durchdringt anhand von Platon-Zitaten den kompositorischen Prozess. Das Material, so Platon, liegt den Philosophen als Arten der Ursachen vor. Ähnlich ergeht es der Komponistïn, welcher die unterschiedlichen (musikalischen) Parameter als Baustoff dienen. Wie auch Platon kann die Komponistïn das Material in Massen herbeischaffen und aus diesem Vorrat auslesen, was für den Bau/das Kunstwerk geeignet erscheint. Im Anschluss daran legen beide die Materialien bereit und fügen sie nach und nach zusammen. Dieser Vergleich lässt die beiden Felder zusammenrücken. Sowohl Philosophie als auch Komposition können meines Erachtens nach zwischen Wissenschaft und Kunst angesiedelt werden. In der Ausführung treten zudem erstmalig im Grunde außermusikalische Materialien auf: Die Spielerïnnen laufen über einen präparierten Boden, während die Schrittlänge, das Aufsetzen des Fußes, die Art der Bewegung sowie die horizontale/vertikale Ausrichtung des Kopfes und Körpers in der Partitur abgebildet werden. Zudem wird die Live-Elektronik komplett notiert. Die Ausführung über den Materialbegriff habe ich angefertigt nachdem die Entwicklung eines Notationssystems für die elektroakustische Musik abgeschlossen war (Dimpker: Extended Notation. Wien 2013). Es ist das erste Stück, das die Ergebnisse dieses Teils der Abhandlung anwendet. Es markiert somit den Beginn meiner sog. abstrakten Elektroakustik.
Was braucht man, um dieses Werk aufzuführen?
Die Elektronik wurde komplett notiert und sollte von Tontechnikern kontrolliert werden, die sich auf der Bühne befinden. Sie entscheiden über die genaue Art und Weise der Realisation, wählen die Lautsprecher und legen deren exakte Ausrichtung fest. Klarinettistïn und Mezzosopran schreiten in dem Stück auf vorgegebenen Wegen über die Bühne. Diese Wege sollen teilweise mit Materialien ausgelegt werden. Über die Wahl der fünf verschiedenen Stoffe entscheiden die Darsteller. Sie sollten im Zusammenspiel mit dem Schuhwerk nach klanglichen Eigenschaften ausgesucht werden und sich nach Möglichkeit stark voneinander unterscheiden. Ein genauer Raumplan, der bei der Auslegung des Materials herangezogen werden soll und sich auch in der Partitur wiederfindet, kann auf Seite X eingesehen werden. Die Wege werden auswendig beschritten. Partituren befinden sich an denen als »Position« bezeichneten Stellen. Der Mezzosopran gibt Fragmente aus Platons »Timaois« und dem 9. Buch der »Nomoi« wieder. Sie basieren auf der Übersetzung von Friedrich Schleiermacher (1768-1834) und sind in Lautschrift nach dem Internationalen Phonetischen Alphabet (IPA) notiert. Dieses Vorgehen erlaubte einen stärkeren Einfluss auf den klanglichen Charakter (im Bezug auf Betonungen, Aussprache und Dehnungen) der die Worte formenden Phoneme. Zudem können die Textpassagen dadurch auch von Nichtmuttersprachlern gesungen bzw. gesprochen werden. An einigen Stellen sprechen Klarinettistïn und Kontrabassistïn den Text gemeinsam mit dem Mezzosopran. Die Stimmen sollen nach Möglichkeit rau und dunkel klingen.