

Christian Dimpker
N. 25 Utopia V | Klavierstück V
Dauer: 18'
Solisten:
prepared piano
N. 25 Utopia V | Klavierstück V
Übersetzung, Abdrucke und mehr

Christian Dimpker
N. 25 Utopia V | Klavierstück VInstrumentierung: Für präpariertes Klavier, Kontaktmikrofone, Lautsprecher und/oder (präpariertes) Klavier und Elektronik
Ausgabeart: Noten
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Werkeinführung
Die Utopia-Serie steht für eine Referenz zu Berio, aber auch für die allmähliche Loslösung davon. Diese wurde mit Utopia IV begonnen und ist mit Utopia V komplett vollzogen. Utopia V ist gleichzeitig mein Klavierstück V. Die Idee war den obsoleten Klängen des Klaviers auszuweichen, aber gleichzeitig nicht in das Instrument einzugreifen oder es stark umzubauen. Deshalb ist die Präparierung des Klaviers denkbar einfach. Schwere Metall-, Stein- und Holzbalken werden auf die Saiten gelegt. Je nach Flügelmodell variiert dabei die Geräuschfarbe, was wiederum mit der Bauweise des Klaviers zusammenhängt. Die Balken werden dann mittels Kontaktmikrofonen abgenommen und direkt über Lautsprecher wiedergegeben. Der Deckel wird (neben den Kontaktmikrofonen) als zusätzlicher Filter gebraucht. Durch die Präparierung wird die Pianistin in die Lage versetzt auf eine frische, noch nicht überkommene Klangwelt zuzugreifen. Um Utopia V zum Klavierstück V umzuwandeln, wird die Präparierung durch elektronische Modifikation ersetzt. Dafür wird das Instrument abgenommen und um notierte Live-Elektronik ergänzt. Ansonsten spielt die Pianistin das gleiche Stück. Schließlich können dann beide Stücke miteinander verwoben und somit das präparierte Instrument um die Live-Elektronik ergänzt werden. Also können insgesamt drei Versionen (Utopia V, Klavierstück V und Utopia V/Klavierstück V) aus der Partitur gewonnen werden.
Was braucht man, um dieses Werk aufzuführen?
Utopia V: Wie auf S. V zu sehen ist, werden verschiedene Materialien auf die Saiten des Klaviers gelegt. Die Abbildung ist nicht exakt. Sie orientiert sich am Bechstein D 282. Bei einem anderen Modell (mit weniger Querbalken) sollen die Materialien nach Ermessen der Pianistin auf ähnliche Weise aufgelegt werden. Das Ergebnis kann somit je nach Flügelmodell und Interpreten variieren. Die Materialien sind auf S. V zu sehen. Eine Metallplatte befindet sich teilweise unter den Basssaiten, die anderen drei Gegenstände auf ihnen. Die Sandblöcke können beschwert werden. Alle Materialien werden durch Kontaktmikrofone abgenommen (die lange Metallplatte durch zwei). Bei der Wahl der Materialien muss darauf geachtet werden, dass kaum Tonhöhen durchdringen. Allerdings müssen die Kontaktmikrofone auch bei geringer Dynamik funktionieren. Die Mikrofone sind mit dem Verstärker verbunden und senden an die angegebenen Lautsprecher (ad libitum mit einen zusätzlichen Faltungshall – 2,5 Sek. Industriehalle). Am Fuß der Pianistin befindet sich links neben den Pedalen ein Schalter, der den Verstärker an- und ausschalten kann (kann auch auf andere Weise realisiert werden). Das Publikum sitzt rechts von der Pianistin und schaut somit in den geöffneten Flügel.
Klavierstück V: Das nicht-präparierte Instrument wird mittels zwei in den Innenraum gerichtete Nierenmikrofone (ORTF, Abtastrate 48 kHz) abgenommen. Diese Klänge werden dann mittels der abstrakten (bzw. notierten) Elektronik verfremdet. Dieses Stück ist nicht zur Aufführung bestimmt, sondern ein reines Studiostück, das über die Lautsprecher im Klavier mit niedergedrücktem Pedal wiedergegeben werden kann (Interpretation durch Freigabe und Niederdrücken möglich).
Utopia V | Klavierstück V: Beide Stücke werden kombiniert. Das bedeutet, dass das präparierte Klavier von den Kontaktmikrofonen und den Nierenmikrofonen abgenommen wird. Zusätzlich wird die Elektronik – abgesehen von Transposition und Mikro(montage) – auf das Signal der ORTF-Anordnung angewendet und dieses Signal dann an zwei zusätzliche Lautsprecher außerhalb des Klaviers gesendet. Aus diesen Laustprechern wird auch zusätzlich die Kopie von Klavierstück V abgespielt (s. S. 7). Das Gerüst der Elektronik wird an die Aufnahme von Klavierstück V angepasst, die Pianistin kann aber dann frei damit hantieren (und muss sich nicht an dieses starre Tempo halten). Das gilt dementsprechend auch bezüglich der Kopie, das Spiel der Pianistin soll bewusst zu ihr versetzt sein. Gleichzeitig dominiert die Elektronik den Klavierklang im Saal, während die Kopie meistens das niederschwelligste Signal von allen ist (die Dynamik kann flexibel gehandhabt werden).