

Christian Dimpker
N. 26 Sphären » Schweben
Dauer: 16'
Solisten:
violin
N. 26 Sphären » Schweben
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Werkeinführung
Sphären » Schweben ist Ausdruck der Überwindung der orchestralen Klangerzeugung. Nur noch als Schatten ihrer eigentlichen selbst treten die Streichinstrumente auf. Sie werden verfremdet, zerschnitten, zu einem Tornado von Mikropartikeln aufgewirbelt, treten über Lautsprecher und Spiegel wieder in diese Welt. Die Fähigkeiten der Instrumentalisten werden dabei vielfach zu neuen Zwecken verwendet – zur Zerstörung ihrer Instrumente, zur Lichtwerdung der Musik oder dem Spielen der Metallplatten. Nicht nur die instrumentalen Töne sind zum Sterben verurteilt, auch die Instrumente als Tonverfremder sind dem Tode geweiht. Die Musik schreitet weiter fort; in abstrakte Welten. Die Notation wird zum Vehikel für die bildende Kunst, die Elektroakustik, für Bewegung – für Aktionismus. Kein Traditionalismus kann diese Entwicklung aufhalten, höchstens verzögern. Es braucht eine neue Welt, eine neue Musik und einen Klang jenseits des verstaubten Konzertsaals.
Instrumente
4 Violinen I (V. I), 3 Violinen II (V. II), 3 Bratschen (Va), 2 Violoncelli (Vc.), 2 Kontrabässe (Kb.), 8 Becken I (Bck. I), 8 Becken II (Bck. II)
Audioeffekte/Synthese
Filter (Flt.), Hall (Rvb), Ringmodulation (RM), Phase Vocoder (Voc.), Frequenzmodulation (FM), Laufzeitverzögerung (Dly), Verzerrung (Dist.)
Was braucht man, um dieses Werk aufzuführen?
Die Anordnung der Instrumente lässt sich auf der Abbildung auf S. V erkennen. Zwei Violinen I und zwei Violinen II halten große Acrylglas-Spiegel vor ihren Körpern. Sie haben die gleiche Größe und besitzen zwei Zwecke. Sie dienen zum einen als Lautsprecher und zum anderen spiegeln sie das Licht der auf sie gerichteten Scheinwerfer. Alle Aktionen dieser Streichinstrumente werden vorher aufgenommen und dann mittels an den Spiegeln befestigter Transducer (Exciter) wiedergegeben. Dabei gibt jeder Spiegellautsprecher die Aktionen der Instrumentalistin wieder, die den Spiegel hält, z. B. der Spiegellautsprecher B von V. I [2] gibt nur die von V. [2] erzeugten Klänge wieder. Jede Spielerïn kontrolliert die Wiedergabe seiner Aufnahmen. Die Spielerïnnen selbst entscheiden, in wie viele Teile sie ihre Aufnahmen aufteilen wollen. Die Synchronisation mit den anderen Instrumenten muss dabei exakt sein. Wenn die Scheinwerfer angeschaltet werden, strahlen sie immer auf gleiche Weise auf die Spiegel (und werden somit nicht gedreht). Die Instrumentalistïnne verändern dann, wie in der Partitur angegeben, den Einfallswinkel, um das Licht auf die Spielerïn oder die Lautsprecher zu richten. Die vier Spielerïnnen stehen dabei auf Podesten, so dass sie auch über die Werkbank hinweg das Licht werfen können. Bei den synthetischen Klängen werden keine exakten (zusätzlichen ADSR-)Hüllkurven notiert. Sie sollten aber von der Interpretation mitgedacht werden.