

Christian Dimpker
N. 27 Aus den Werkstätten des Lichts
Dauer: 10'
Solisten:
live electronics
N. 27 Aus den Werkstätten des Lichts
Übersetzung, Abdrucke und mehr

Christian Dimpker
N. 27 Aus den Werkstätten des LichtsAusgabeart: Noten
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Werkeinführung
Aus den Werkstätten des Lichts markiert den Beginn einer neuen Werkphase – der Abwendung von instrumentalen Klangerzeugern und Hinwendung zum Licht. Alle Details des Werkes – Licht und Klang – finden sich in der zugehörigen Partitur wieder. Das Werk kann somit immer wieder neu unter Heranziehung dieser Notationen realisiert werden. Die Werkstätten des Lichts lassen die traditionelle Notationsweise komplett hinter sich, weil ausschließlich unkonventionelle Elemente verwendet werden. Gleichzeitig speisen sie sich aus ihr bzw. sind aus den Konventionen hervorgegangen, weiten sie auf die bildende (Licht-)Kunst aus. Vorausgegangen ist dem Stück eine umfassende Forschungsarbeit, ohne die es nicht möglich gewesen wäre ein derartiges Werk zu komponieren. Das erste Stück dieser Art untersucht den Wellenformcharakter von Licht (und Klang) mittels der Visualisierung (und Sonifizierung) von der Beugung und Interferenzen. Teleskope dienen dabei zur Sichtbarmachung dieser Phänomene, während flexible akustische und visuelle Barrieren die Lautsprecher und Scheinwerfer umgeben. Der visuelle Teil bezieht zudem die Methode der holografischen Interferometrie mit ein. Diese Interferenz zwischen zwei Bildern wird mittels der akustischen Resonanz erforscht. Zusätzlich nehmen Kontaktmikrofone die dabei entstehenden Schwingungen ab.
Was braucht man, um dieses Werk aufzuführen?
Der Aufbau lässt sich auf S. V f. erkennen. Das Stück ist für drei Spielerïnnen (jedwede ausgebildete Instrumentalistïn/Sängerïn) und eine Klangregisseurïn gedacht. Die Laser, Hologramme und Klänge werden automatisiert abgespielt (die Kontrolle obliegt der Klangregisseurïn), während die Spielerïnnen mit einem synchronisierten Metronom im Ohr arbeiten (evtl. per drahtloser Kopfhörer). Bei den synthetischen Klängen werden keine exakten (zusätzlichen ADSR-)Hüllkurven notiert. Sie sollten aber von der Interpretation mitgedacht werden. Der Raum ist komplett in Dunkelheit getaucht, nur die Partituren sollen mittels kleiner Lichter erleuchtet werden. Zur Unterstützung der Laser können Nebel- bzw. Rauchmaschinen oder Hazer verwendet werden. Die drei Spielerïnnen tragen Laser-Schutzbrillen. Spielerïn 1 arbeitet mit Laser A und den Lautsprechern 1/2, Spielerïn 2 mit Laser B und den Lautsprechern 3/4 und Spielerïn 3 mit dem Laser C und den Scheinwerfern 5/6. Die Klangregisseurïn übernimmt die Vorarbeit und arbeitet während der Aufführung mit den Filtern / Transformatoren für die Scheinwerfer und den Filtern für Projektor C. Der Raum ist in vier vertikale Ebenen aufgeteilt. In der untersten Ebene befinden sich die vier Lautsprecher, der Subwoofer und die zwei Scheinwerfer. Die nächste Ebene befindet sich über den Köpfen des Publikums. In dieser Ebene befinden sich die Projektoren A-C und α/β auf Ständern. Projektor C ist für die Klangregisseurïn mittels einer Leiter erreichbar. Auf der nächst–höheren Ebene befinden sich die Laser A/B sowie die ihnen zugehörigen Spiegel, Linsen und Teleskope. Sie können an einer Traverse aufgehangen werden. Auf der Traverse agieren schließlich der Laser C sowie die mit ihm verbundene Linse und seine Teleskope. Die Spielerïnnen können auf Gerüsten stehen. Die Bilder des Projektors A überlagern sich mit den Bildern von Projektor α und dem Licht von Scheinwerfer 5 auf Leinwand A’, die Bilder des Projektors B mit den Bildern von Projektor β und dem Licht von Scheinwerfer 6 auf Leinwand B’ sowie die Bilder von Projektor C mit dem Strahl C auf der Leinwand C’.
Zum Aufbau: Laser A sendet einen Strahl über ein Prisma und Spiegel durch den Raum, bis er auf die Barlow-Linse und das Teleskop trifft. Zwischen den zwei Teleskopen gibt es einen Spalt. In diesem Spalt kann die Spielerïn mit dem Strahl interagieren, sie steckt diverse Gegenstände hinein, um die Strahlen zu biegen (Ablenkung) bzw. zu brechen (durch Übergang in andere Medien). Das so veränderte Licht wird dann von dem zweiten Teleskop aufgenommen, von der Videokamera gefilmt und über den Projektor A an die gegenüberliegende Leinwand A’ geworfen. Zudem wird ebenso erzeugtes Lichtmaterial vorher aufgezeichnet (s. Partitur) und mittels eines Abspielgerätes über Projektor α ebenfalls an dieser Leinwand geworfen. Laser B sendet drei Strahlen aus. Sie werden durch die Sammellinse gebündelt und durch eine weitere Sammellinse am bzw. kurz nach dem Brennpunkt wieder auf eine parallele Bahn gebracht. Über die Spiegel wird dieser Strahl dann durch den Raum reflektiert, bis er am Teleskop ankommt. Ebenso kann die Spielerïn dann im Spalt zwischen den Teleskopen mit dem Licht interagieren. Auch hier wird das Licht gefilmt und mittels Projektor B bzw. eine Aufnahme mittels Projektor β an Leinwand B’ geworfen. Auf der nächsthöheren Ebene wird Laser C mittels ein Sammellinse verstärkt und gelangt über die Spiegel zum Teleskop, um auch hier die Interaktion zu ermöglichen. Allerdings wird dieses Licht nicht gefilmt, sondern direkt über einen weiteren Spiegel an Leinwand C’ geworfen. Zur Feinabstimmung können noch zusätzliche Linsen verwendet werden. Auch die Spiegelbahnen können je nach Raumgröße verlängert werden. Es soll eine Art Himmelszelt aus Laserstrahlen über dem Publikum entstehen. Die Scheinwerfer sollen an den Laserstrahlen vorbei gerichtet werden. Falls die Interferenzen zwischen dem Licht des Projektors und des Laserlichts zu stark werden sollte, können die Projektoren auf die andere Raumseite gebracht werden und verzerrt aus größerer Nähe die Leinwand bestrahlen.
Die Lautsprecher und Scheinwerfer umgeben visuelle / akustische Barrieren. Ihre Elemente werden auf S. VI beschrieben. Die Interpretïnnen bauen sie nach eigenem Ermessen. Festgelegt wird nur, dass Barrieren aus je drei Schrittmotoren bestehen, die einzeln gesteuert werden können. Jede Spielerïn übernimmt die Kontrolle von 6 Motoren. Sie haben je einen Regler über den die Geschwindigkeit gleitend variiert werden kann. Die Regler befinden sich links neben den Spielerïnnen. Auf den Motoren befinden sich u-förmige Profile. In diese werden die rechteckigen Filter / Gitter / Linsen eingeführt und aufeinander geschichtet. Bei den akustischen Barrieren kommen nur Metall-, Plexiglas- und Glasplatten zum Einsatz. Die anderen angegebenen Materialien sind für die visuellen Barrieren gedacht. Sie werden wie die akustischen Barrieren konstruiert, sollten aber mehr Elemente aufnehmen. Mindestens zwei der sechs Motoren bei den Scheinwerfern sollen zudem mit Prismen und Strahlteilern bestückt werden. Die Barrieren sollen so dicht wie möglich sein. Falls nötig, sollen zusätzliche starre akustische / visuelle Barrieren ober- und unterhalb der Geräte angebracht werden. Für die Scheinwerfer müssen zudem sechs zusätzliche Filter / Transformatoren konstruiert werden. Auf S. VI findet sich ein mögliches Beispiel. Diese Elemente fungieren ähnlich wie Farbfilter, nur dass sie aus diversen Teilen zusammengesetzt sind. Sie werden direkt auf die Scheinwerfer gesetzt und transformieren so das Licht bevor es auf die Barriere trifft. Aus den Lautsprechern wird die notierte (abstrakte) elektroakustische Musik wiedergegeben. Dazu müssen div. Aufnahmen von resonierenden Gegenständen (s. Liste S. V) angefertigt werden. Sie werden per Kontaktmikrofonen abgenommen (s. Partitur für weitere Details). Falls Gegenstände nicht erhältlich sind, können sie auch simuliert / nachgebaut werden.
Die resonierenden Gegenstände dienen zudem dazu holografische Interferogramme anzufertigen. Der Aufbau dieser Anordnung lässt sich auf S. VI erkennen. Das Prinzip der holografischen Interferometrie in Echtzeit (HIE) wird bei Kreis (Kreis, Thomas: Handbook of holographic interferometry. Weinheim 2005, S. 185-189 und 269-286) beschrieben. Dieses Verfahren (der Echtzeit-Holografie und Aufzeichnung per CCD-Sensor) kann verwendet werden, wenn es nicht möglich ist das zweite, auch auf S. VI abgebildete Verfahren der farbigen holografischen Interferometrie in Echtzeit (FHIE) zu verwirklichen. Er kann dann auch höher angebracht werden. Die Wahl der Laserfarbe obliegt bei der HIE der Interpretation. Das FHIE-Verfahren wird von Desse in einem 2011 veröffentlichten Paper beschrieben (Desse, Jean-Michel: Real-time colour holographic interferometry (from holographic plate to digital hologram). In: Naydenova, Izabela (Hg.): Advanced holography. Metrology and imaging. Rijeka 2011, S. 3-28). FHIE verwendet Laser mit drei Wellenlängen (Rot, Grün, Blau), um die Interferenz zwischen den drei Objektstrahlen und den drei Referenzstrahlen gleichzeitig auf einem Hologramm zu erkonstruieren. Das Objekt wird dabei sowohl in einem nicht angeregten als auch in einem (durch Resonanz) angeregten Zustand aufgezeichnet. Zur Wahl des Lasers schreibt Desse folgendes: „Firstly, a laser has to be found that will supply the three primary wavelengths forming as extensive as possible a base triangle. It is an Innova Spectrum 70 ionized gas laser (mixed argon and krypton) that produces approximately 10 visible lines with a total power of 4.7 W. The three wavelengths retained are 647 nm for the red line of krypton and 514 nm and 476 nm for the green and blue lines of argon“. Die ansonsten benötigten Gegenstände werden auf S. VI beschrieben. Es empfiehlt sich eine Zusammenarbeit mit einer technischen Universität und die Heranziehung des Papers, um die Hologramme zu erzeugen. Die eigentlichen Gegenstände sollen dabei nur umrisshaft zu erkennen sein. Die Hologramme werden dann mittels des Projektors – wie in der Partitur angegeben – abgespielt. Falls möglich ein holografisches Display bzw. holograhischen Projektor verwenden. Falls diese noch nicht erhältlich sind, lediglich eine 2-D-Projektion abspielen (dieses ist die Standard-Methode, die auch in der Partitur behandelt wird).
Das Stück kann auch installiert werden bzw. nach der Aufführung einfach weiterlaufen. In diesem Fall nimmt das Publikum die Rolle der Spielerïnnen ein. Es darf immer nur jeweils eine Person den Spalt zwischen den Teleskopen bespielen. Diese Person muss eine Schutzbrille tragen. Vor dem Betreten der Installation kriegen die Zuschauerïnnen die auf S. VII abgebildeten Erklärungen ausgehändigt und die Willigen eine der drei Schutzbrillen. Die Schutzbrillen müssen beim Austreten wieder abgegeben und schnell gereinigt werden. Die Partituren liegen aufgeschlagen i. d. Nähe der Teleskope. Sie dienen natürlich nicht dazu, dass die Zuschauerïnnen sie auch befolgen, sondern geben ihnen lediglich einen Einblick in das Stück. Auch die Motoren können von ihnen bedient werden. Der holografische Projektor kann ebenfalls bespielt werden. Die Filter werden dazu einer Zuschauerïn ausgehändigt. Wenn sie wieder herauskommt, gibt sie diese ab, werden sie gereinigt und an die nächste Person ausgehändigt.