

Christian Dimpker
N. 29 Feux avant, la chorégraphie
Dauer: 28'
Solisten:
live electronics
N. 29 Feux avant, la chorégraphie
Übersetzung, Abdrucke und mehr

Christian Dimpker
N. 29 Feux avant, la chorégraphieAusgabeart: Noten
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Werkeinführung
Feux avant, la chorégraphie ist der Lichtkontrapunkt zu dem Klangwerk La naissance de la lumière à partir de l’esprit du feu. Die Idee dazu entstand während der Anfertigung einer Arbeit über Otto Pienes Lichtballette und versteht sich als Ergänzung zur Komposition einer Choreographie, also des Tanzes selbst, das dritte Werk des Triptychons mit dem Titel En l’absence de choses. Feux avant, la chorégraphie trägt die Idee des maschinellen Lichtballetts in neue Dimensionen, in die der Notation und in die des Theaters. Es wäre nicht denkbar ohne eine umfassende Forschungsarbeit über die Grundprinzipien und technischen Bedingungen der Lichtkunst, wodurch eine riesige Palette an neuen Möglichkeiten entstanden ist. Das Licht dient hier nicht zur Untermalung einer theatralen Arbeit, es ist das Kunstwerk selbst. Es steht für sich, kann aber auch mit dem Klangwerk und der Tanzarbeit verbunden werden, es kann aufgeführt, aber auch installiert werden. Eine Vielzahl an Lichtquellen kommt zum Einsatz, Scheinwerfer und Laser, aber auch Rauchmaschinen, Ventilatoren, Projektoren, Kameras, eine riesige LED-Matrix und ein Lichtvorhang. Der gesamte Raum wird einbezogen und das Publikum in ein Meer aus Licht getaucht. Zwei große Partituren waren notwendig, um die Dunkelheit aus dem Musiktheater zu vertreiben – eine für die Bühnenaktionen und die andere für die des Saals. Das Stück lässt sich immer wieder neu erfahren, je nach Position im Raum und Verflechtung mit den anderen Arbeiten, durch fortwährende Verschiebung, durch Installation zusammen mit dem Lichtballett, durch unterschiedliche Ansätze der Interpretation der Partituren sowie über die theoretische Zugänglichkeit der schriftlichen Ausführung. Dieses ist die Schwarz-Weiß-Version der Partitur, die Farbversion kann allerdings auf dieser Seite eingesehen werden.
Was braucht man, um dieses Werk aufzuführen?
Das Werk sollte bevorzugt komplett automatisiert werden. So lässt sich auch eine Installation bewerkstelligen. Es kann aber auch von Lichtregisseurïnnen / Instrumentalistïnnen (bis zu zwei per Lichtinstrument) aufgeführt werden. Beispielsweise kann das Ensemble eines Theaters / Balletts / Opernhauses diese Rolle übernehmen. Feux avant, la chorégraphie steht im Zusammenhang mit den Werken La naissance du temps à partir de l‘esprit de l‘espace: Für Perkussion, Aerophone und Elektronik auf Festmedien und En l‘absence de choses: Choreographie für Ballett-Tänzerïnnen. Die Werke sind so konzipiert, dass sie als Gesamtkunstwerk gemeinsam aufgeführt werden können. Sie können aber auch einzeln gespielt werden bzw. können nur zwei Werke in jeder Kombination zusammen aufgeführt werden. Falls Licht- und Klangarbeit gemeinsam gespielt werden, bitte die Lautsprecheraufstellung auf der kommenden Seite beachten. Das Lichtballett ist leicht länger als das elektroakustische Stück (28’00’’ und 27’24’’ Minuten). Bei einer Installation beider Werke verschieben sie sich gegeneinander. Bei einer Aufführung sollte das Publikum darauf hingewiesen werden Sonnenbrillen mitzubringen. Es sitzt in einem Lichtmeer. Falls die Stücke zusätzlich installiert werden, sollte das Publikum zudem wissen, dass sie sich gegeneinander verschieben und die Räumlichkeiten begangen werden können. Ab diesem Zeitpunkt werden die Türen geöffnet und können etwaige Besucherïnnen der Installation zusätzlich eintreten. Bei Bedarf kann das Stück auch in andere Räumen (außer Theatern und Opernhäusern) inkl. Außenräume bei Nacht gebaut werden.
Das Set-up ist für ein Theater klein gehalten. Allerdings ist es groß in dem Sinne, dass es mit dem Umfang einer orchestralen Besetzung verglichen werden kann und dieses das erste notierte Stück dieser Art ist. Aufgrund der Komplexität werden zwei Partituren verwendet – eine für die Saalinstrumente (ink. Portaltürme) und die andere für die Bühneninstrumente. Die Verteilung der Instrumente entspricht nicht ganz der üblichen Besetzung. Das Licht wird aber auch nicht zur Unterstützung eines Stückes verwendet, sondern ist das Stück selbst. Die Lichtinstrumente werden auf der folgenden Seite bestimmt und positioniert. Sie sollen möglichst offen sichtbar sein und nicht (wie sonst üblich) versteckt werden. Die elektrische Leistung der Lampen wird von der Interpretation mit Hinblick auf die Raumgröße bestimmt. Sie wählt auch den Lampentyp (Entladung / Festkörper). Falls die angegebenen Scheinwerfertypen nicht auffindbar bzw. obsolet sein sollten, können sie durch ein ähnliches Modell (mit denselben Artikulationen) ersetzt werden. Die Laser sind softwareunabhängig notiert. Ihr Licht strahlt immer über den Köpfen der Zuschauerïnnen und (möglichen) Tänzerïnnen. Projektionsflächen sind Vorhang, die obere Hälfte der LED-Matrix / des Lichtvorhangs (Verfolgerposition) und Decke (Fußlicht). Falls diese Konfiguration aufgrund der Raumbeschaffenheit nicht möglich ist, können die Laser auch an eine andere Position gesetzt werden. Zur weiteren Information vgl. Christian Dimpker: Kinetic notations for the visual and performing arts. 2022, S. 41-67.
Die LED-Punktmatrix besteht aus 36 × 20 abgetrennten großen Leuchtflächen, die wiederum aus je drei Dioden (rot, grün blau) bestehen. Die Größe der Wand soll an die Raumgröße angepasst werden und eindrucksvoll die Bühne abschließen. Zwei Videokameras nehmen jeweils die Hälfte der LED-Matrix auf und senden das Bild an zwei Projektoren. Zwischen Aufnahme und Wiedergabe besteht eine Zeitverzögerung von 100-350 ms. Das Bild der Projektoren soll nach Ermessen der Interpretation stark verzerrt und – wie dargestellt – (an zwei Achsen gespiegelt) an die Decke geworfen werden. Kameras und Projektoren laufen durchgehend. Der Lichtvorhang wird auf S. VI erläutert. Er hängt an der 4. Beleuchterbrücke und kann somit hoch- und heruntergefahren werden. Zu Beginn des Stückes befindet er sich ganz unten. Die Nebelmaschinen sind Rauchmaschinen mit Kühleinheiten. Nebel liegt am Boden. Der Dampf der Rauchmaschinen steigt hinauf und der Dampf der Hazer verteilt sich gleichmäßig im Raum. Gobo-Vorlagen und Laser-Szenen werden auf den S. VI ff. vorgegeben. Sie werden nach Ermessen der Interpretation umgesetzt. Die Vorlagen können exakt reproduziert werden oder zur Anfertigung eigener Bilder dienen. Neben den Bildern steht die anzufertigende Anzahl und die so bespielten Lichtinstrumente. Die Szenen sollen möglichst detailgetreu umgesetzt werden, natürlich gilt aber ein gewisser Interpretationsspielraum.
Es werden zwei verschiedene Vorhänge verwendet, der normale Bühnenvorhang und eine große halbtransparenter Vorhang aus Tüll. Der Tüllvorhang ersetzt den Bühnenvorhang an einigen Stellen und dient dann als halbtransparente Projektionsfläche. Zu Beginn ist er nicht sichtbar und auch der Bühnenvorhang geöffnet. Falls dieser Tüllvorhang nicht in den Bühnenvorhang integriert werden kann, ist es auch möglich ihn vom Bühnenportal aus herunterzulassen. Bewegungen der Vorhänge werden notiert. Sie sollen auch bei einer Installation vollzogen werden. Als Vorprogramm zu einer Aufführung kann ein ca. halbstündiges lichtbezogenes Lautsprecherstück, z.B. Xenakis’ Le polytope de Cluny, bei abgedunkeltem Raum gespielt werden. Auch möglich ist die Kombination mit anderen von mir verfassten Lichtarbeiten.