

Christian Dimpker
N. 30 Videoquartett "Manifestation des Abseitigen"
Dauer: 9'
Solisten:
live electronics
N. 30 Videoquartett "Manifestation des Abseitigen"
Übersetzung, Abdrucke und mehr

Christian Dimpker
N. 30 Videoquartett "Manifestation des Abseitigen"Ausgabeart: Noten
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Werkeinführung
Das Videoquartett “Manifestation des Abseitigen” basiert auf dem zweiten Kapitel der Abhandlung Kinetic notations for the visual and performing arts. In dem Buch werden Notationsmethoden für die Videokunst entwickelt, die nun zum ersten Mal zur Anwendung kommen. Das Videoquartett ist eine Medien- und Klanginstallation für Videokameras, Fluoreszenzmikroskop, Projektor, Bildschirme, Nebelmaschine, Ventilatoren, Mikrofone, Lautsprecher, Transducer, Synthesizer und Elektronik. Das Klangmaterial besteht aus verborgenen, durch Transposition erfassbare Ultraschallaufnahmen, die auf der Mikroebene manipuliert und über Klangskulpturen ausgegeben werden. Das visuelle Material wird mittels Wärmebildkamera und Fluoreszenzspektroskopie erzeugt. Diese Verfahren inspizieren entlegene Bewegungen und organische Materialien. Sie werden im Anschluss ebenfalls auf der Mikroebene reorganisiert und manipuliert sowie schließlich an drei LED-Bildschirme gesendet. Zudem dient ein an der Decke installierter Projektor als komplexes Lichtinstrument, das eine gleißende vierte visuelle Ebene auf den Boden des Raumes projiziert. Dieses ist die Schwarz-Weiß-Version der Partitur, die Farbversion kann allerdings auf dieser Seite eingesehen werden. Dieses ist die Schwarz-Weiß-Version der Partitur, die Farbversion kann allerdings auf dieser Seite eingesehen werden.
Was braucht man, um dieses Werk aufzuführen?
Dieses Heft beinhält zwei Partituren. Partitur A bildet die visuelle Ebene der Arbeit ab und Partitur B die akustische Ebene. Zudem gibt es einen Anhang, der die Bilder in höherer Auflösung zeigt. Hinsichtlich der Notationsmethoden und Techniken vgl. Dimpker – Extended notation: The depiction of the unconventional und Dimpker – Kinetic notations for the visual and performing arts.
INSTALLATIONSAUFBAU: Auf S. V ist der grundsätzliche Aufbau der Installation zu sehen. Der Raum muss komplett abgedunkelt werden. Nach Möglichkeit sollen drei Wände ab Hüfthöhe vollständig mit drei LED-Bildschirmen (o.Ä. Technologie) ausgefüllt werden. Das Bildformat wird an diese Bildschirme angeglichen, kann bei Bedarf aber auch gestreckt werden (Verwendung derselben Interpretation in unterschiedlichen Räumen). Falls dieser Aufwand zu hoch sein sollte, können auch Projektoren und Leinwände verwendet werden. In diesem Fall wird mit den Leinwänden ein Raum im Raum geschaffen, während die Projektoren von hinten die Bilder (spiegelverkehrt) wiedergeben. Unterhalb der Bildschirme befinden sich auf zwei Seiten durchgängige Glasplatten (ossia: Acrylglas) und auf einer Seite eine durchgängige Metallplatte. Die Platten schließen mit den LED-Wänden ab. An der Außenseite aller Platten werden je zwei Transducer (~ 30-150 Hz) angebracht, welche die Platten zum Schwingen bringen. Die Platten sollen entsprechend ihrer klanglichen Eigenschaften ausgewählt werden. Die Metallplatte hat zudem zwei große Löcher. In diese werden die Ventilatoren eingepasst. Sie laufen durchgängig auf der niedrigsten Stufe. Der Laserprojektor wird an der Decke angebracht und sollte eine möglichst große Fläche abdecken. Das Bildformat ist 1 × 1, der Fußboden muss schwarz sein. Neben dem Projektor wird eine Nebelmaschine installiert, die ebenfalls durchgängig auf niedriger Stufe läuft. Nebel zeichnet sich dadurch aus, dass er auf den Boden sinkt. Er macht die Laserprojektion gut sichtbar. Wenn das Gemisch aufgebraucht ist, wird die Installation kurz pausiert. Es ist außerdem auf die Belüftung zu achten. Zudem werden weiter außen zwei hochwertige Hornlautsprecher (~ 70-20.000 Hz) installiert. Sie geben ein Stereosignal wieder, das ebenfalls (potentiell) über alle Transducer läuft. Es muss darauf geachtet werden, dass der Raum nicht zu viele Zuschauer auf einmal aufnimmt, um das Seherlebnis mit Hinblick auf den Laserprojektor nicht zu schmälern. Die Zuschauer können Klappstühle mit hineinnehmen und sollen sie auch wieder mit hinausnehmen. Zusätzlich kann ad libitum die Rückwand mit großen Spiegelplatten ausgekleidet werden.
GRUNDLEGENDE AUFNAHMEN (BILD / KLANG): Es werden drei Aufnahmen mit einer Wärmebildkamera angefertigt. Sie zeigen zu dieser Zeit bedrohte Räume / bedrohliche Begebenheiten und schließlich den Drang zu Neuem auf: 1. Insektenschwarm, der bei Nacht in natürlicher Umgebung um ein Flutlicht kreist (per Drone). 2. Ein Vogelschwarm hinter Gittern (Kamerawagen oder Schulterstütze notwendig). 3. Aufstieg in die Atmosphäre bei Tag und kaltem, bewölkten Wetter, nicht weit von einem Dorf (per Wetterballon o.Ä.). Weitere Anweisungen finden sich in der Partitur. Bei allen Aufnahmen wird die Kamera beständig bewegt. Falls die Bewegung nicht abgebildet wird, bestimmen die Interpretïnnen die Ausführung. Die in der Partitur verwendeten Bilder sind Simulationen der Bilder, die eine Wärmebildkamera erzeugt. Zudem werden zwei Ultraschallmikrofone und zwei Ultraschallhydrophone mit Richtcharakteristik Kugel (~ 10-150 kHz) in AB-Konfiguration dazu verwendet drei Aufnahmen von Naturphänomenen anzufertigen: 1. Ein Fledermausschwarm. 2. Ein Delfinschwarm bei der Jagd. 3. Ein Heuschrecken- oder Grashüpferschwarm. Mit diesen Aufnahmen wird ähnlich verfahren: Sie sollen, es sei denn es wird explizit nicht gefordert, beständige Bewegungen der Mikrofone beinhalten. Es kann auch auf vorhandene Aufnahmen zurückgegriffen werden. Zudem werden diese Aufnahmen im Nachhinein so transponiert, dass sie gut hinsichtlich des Frequenzgangs der Transducer und Lautsprecher funktionieren. Trittschall wird durch die Transposition eliminiert. Es ist sinnvoll das Stück vor Ort anzufertigen bzw. nachträglich an die Lautsprecher / den Raum anzupassen.
ZUSÄTZLICHE AUFNAHMEN: Zusätzlich zu den grundlegenden Aufnahmen werden Fotogramme und re-footage-Aufnahmen angefertigt. Für diese werden sog. Lichtmonitore, eine Videokamera, der Laserprojektor, ein Metall- oder Holztisch, eine Glassplatte auf Stelzen bzw. ein Glastisch, Farbfilter, eine Fresnellinse und eine sog. Fallrahmen benötigt. Der Aufbau wird im Detail auf S. VI beschrieben und die Ausführung dieser Aufnahmen in der Partitur abgebildet. Zudem werden die unter dem Punkt Equipment genannten Gegenstände benötigt.
FLUORESZENZMIKROSKOPIE: Bei diesem Verfahren werden ausgewählte Moleküle zur Lichtemission angeregt und heben sich vor einem schwarzen Hintergrund ab. Das zu untersuchende Objekt wird mittels Fluoreszenzmarkierung angeregt und mit mindesten 60-facher Vergrößerung über eine Kamera abgebildet. Die Beispielbilder in der Partitur stammen von Nikon Instruments Inc. und werden mit freundlicher Genehmigung verwendet. Die Bilder dienen als Vorlage zur Anfertigung neuer Aufnahmen, die von diesen Bildern abweichen werden. Es sollte allerdings darauf geachtet werden, dass sich die Farbgebung ähnelt. Die Proben werden weiter unten sowie in der Partitur beschrieben.
ANIMATION: Für den Laserprojektor wird eine Animation nach den Angaben in der Partitur erstellt. Ansonsten gibt es keine Vorgaben der zu verwendenden Software.
ELEKTRONISCHES INSTRUMENT: Der verwendete Synthesizer basiert auf dem historischen Roland Juno 106 bzw. seiner digitalen Emulation Softube Model 84 Polyphonic Synthesizer. Es wird weiter unten mit freundlicher Genehmigung abgebildet. Allerdings ist die Notationsmethode software-unabhängig und kann dazu genutzt werden den Synthesizer selbst nachzubauen. Die Notationsweise wird auf S. VI erläutert. Nicht alle Parameter des Gerätes kommen zum Einsatz, dafür aber zusätzliche Effekte und granulare Techniken (s. Partitur).
ÜBERSICHT EQUIPMENT: Wärmebildkamera (Graustufen, Eisen, Regenbogen), Videokamera und Fluoreszenzmikroskop (inkl. Videokamera) mit höchstmöglicher Auflösung (mind. HD, großer Sensor, Objektiv mit fester Brennweite und alle Kameras gleiche Qualität), Drone, Kamerawagen oder Schulterstütze, Wetterballon, Präparate von friedlich verstorbenen Tieren für Mikroskop (Nierenfibroblastenzellen von Affen, Hautfibroblastenzellen von Mangusten, Endothelzellen der Lungenarterie von Rindern und Fibroblastenzellen von Mäusen), zwei Monitore (z.B. PDP oder LED), Laserprojektor, Metall- / Holztisch, Glastisch, zwölf Farbilter (unreines Bernstein, rosa Tönung, blasses Bernsteingold, Spezial-Lavendel, königliches Lavendel, mittleres Pink, Orangerot, 1/4-Blau, volles Blau, Himmelsblau, leichtes Grün, Pfauenblau – leichte Abweichungen möglich), Fresnellinse, Baumaterialien für Fallrahmen, Nägel, Nadeln, Tackernadeln, Büroklammern, Pflanzen, Blumen, Äste, Kämme, Pinzetten, Garn, Schrauben, Ketten, Ringe, Scheren, Schlüssel, Haarklammern, Erde, Sand, Sicherheitsnadeln, div. Papierklammern, Schraubenzieher, Stifte, Gabel, Messer, Schlüsselanhänger und zwei Ventilatoren (s. Partitur für weitere Details), drei LED-Bildschirme, Nebelmaschine, zwei Ultraschallmikrofone, zwei Ultraschallhydrophone, zwei Mikrofone (alle Kugel), zwei Hornlautsprecher, sechs Transducer, zwei Ventialtoren, Metall und Glas (für die Installation) sowie Computer, Hardware, Audio- und Video-Software freier Wahl.