

David Sawer
The Lighthouse Keepers
Dauer: 30'
Text von: Paul Autier, Paul Cloquemin
Text bearbeitet von: David Harrower
Rollen:
Bryand (Vater)
Sprechstimme Yvan (Sohn)
Sprechstimme
Instrumentierungsdetails:
Flöte
Oboe
Klarinette in B
Horn in F
Trompete in C
Schlagzeug
Violine
Viola
Violoncello
Sawer - The Lighthouse Keepers für zwei Schauspieler, Ensemble und Tonband
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Werkeinführung
Ihre dritte Premiere wird ein Werk für Musiktheater mit dem Titel The Lighthouse Keepers sein, im Juli wiederum von der Birmingham Contemporary Music Group aufgeführt. Auch hier gibt es zwei Hauptfiguren. Dieses Mal sind es Vater und Sohn, in Flesh and Blood waren es Mutter und Sohn. In The Lighthouse Keepers sind es zwei Schauspieler, nicht zwei Sänger.
Sawer: Das stimmt, es gibt darin keinen Gesang. Ich wollte ein Stück schreiben, in dessen Partitur Sprachrhythmus notiert ist. The Lighthouse Keepers beruht auf einem französischen Stück von Paul Autier und Paul Cloquemin für das Théâtre du Grand-Guignol in Paris an der Wende zum 20. Jahrhundert; ein ganz kleines Theater, das Produktionen hervorbrachte, die hauptsächlich dazu angetan waren, das Publikum zu schockieren und in Angst zu versetzen. Das Originalstück wurde übersetzt und ich bat den Bühnenautor David Harrower um eine Adaption. Es gibt ein neunköpfiges Ensemble mit prinzipiell der gleichen Besetzung wie in Rumpelstiltskin, abgesehen von den drei Bassinstrumenten, da ja die beiden männlichen Figuren das Bassregister klanglich abdecken. Die Schauspieler werden das Stück so lesen, als ob sie es für ein Hörspiel aufnehmen würden. Das Theater wird in der Fantasie des Publikums entstehen – hoffentlich.
Was ist die Geschichte?
Sawer: Geht man auf das Original zurück, ist sie sehr poetisch: Vater und Sohn sind in diesem Leuchtturm eingeschlossen. Wir befinden uns nicht in der Zeit von Mobiltelefonen, die beiden können keine Hilfe von außerhalb holen. Der Sohn wurde von einem Hund gebissen und ist nicht imstande, das Licht im Leuchtturm zu entzünden. Ein Schiff nähert sich den Klippen und läuft Gefahr zu zerschellen – und am Ende kulminiert dann alles in einem Augenblick.
Warum wollten Sie keinen Gesang in The Lighthouse Keepers?
Sawer: Das ist eine gute Frage. Ich wollte etwas Gesprochenes schreiben. Vermutlich ist es dem Prinzip von „Sprechstimme“ am nächsten, wird aber nicht von Sängern aufgeführt, sondern von Schauspielern vorgetragen.
Sie wissen vielleicht, dass es einen Stummfilm gibt, der auf genau jener Geschichte von Jean Grémillon beruht, Gardiens de phare aus dem Jahr 1929. Als ich über diesen Film gelesen hatte, dachte ich sofort an Ihr Werk Hollywood Extra, das Sie als Begleitmusik zu einem Stummfilm komponierten. Hat The Lighthouse Keepers irgendetwas mit dem Stummfilm von Grémillon zu tun?
Sawer: Nein. Ich habe herausgefunden, dass es diesen Stummfilm aus den späten 1920er-Jahren gibt, der in einem echten Leuchtturm spielt. Einem berühmten Leuchtturm an der Nordküste der Bretagne, weit draußen am Meer und sehr abgeschieden. Ich kontaktierte die Cinémathèque Française, die mir eine Kopie des Films zur Verfügung stellte. Meiner Meinung nach waren Stummfilme nie tonlos gedacht, sondern haben vielmehr nur auf ihre Vertonung gewartet. Diese Periode des französischen Films ist sehr impressionistisch und scheint geradezu ein Äquivalent zu Debussy in der Musik darzustellen, es gibt zahlreiche Elemente von Meer und Witterung in diesem Film.
Interview geführt in Musikblätter 5