

Henri Pousseur
Votre Faust
Kurz-Instrumentierung: 1 0 1 1 - 1 1 0 0 - Schl, Hf, Klav, Asax, Vl, Vc, Kb
Libretto von: Henri Pousseur, Michel Butor
Übersetzer: Helmut Scheffel
Rollen:
Sänger: Der Bassist / Die Altistin / Die Sopranistin / Der Tenor – Schauspieler: Der Theaterdirektor / Henri / Maggy / Die Sängerin / Die Schauspielerin
Instrumentierungsdetails:
Flöte (+Picc)
Klarinette in B (+Kl(Es))
Altsaxophon in Es
Fagott
Horn in F
Trompete in C
Schlagzeug (von den Sängern und Instrumentalisten zu spielen): Claves, Castagnetten, Maracas, Blech, wood chimes, Triangel, Crotales, Grelots, Charleston, glass chimes, crecelles, fouets, Tam-Tam, Amboß, blocs chinoises, Bongos, Toms, Trommel, große Trommel, Cymbal, guiro, Gong, Marimba, Glockenspiel, wood blocks, Almglocken
Harfe
Klavier
Violine
Violoncello
Kontrabass
Tonband, Lautsprecher im Saal
Pousseur - Votre Faust
Gedruckt/Digital
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Henri Pousseur
Miroir de Votre Faust (Caractères II)Instrumentierung: für Klavier und Sopran ad libitum
Ausgabeart: Noten
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Hörbeispiel
Werkeinführung
Henri Pousseur schrieb 1995 an die UE in einem Brief: „Wie Sie schon wissen ist Votre Faust kein Werk, das sich problemlos dem regulären Opernapparat einfügt. Als wir es konzipiert haben, Butor und ich, Anfang der 60er Jahre, träumten wir von einer neuen Theaterform, die die Eigenschaften des (modernen) Sprech- (und Spiel-) Theaters mit denen der modernen Musik verbindet und sich eher der barocken Oper, der Brecht-Weill'schen Opernform, dem japanischen No und dem „théâtre de tréteaux“, wie etwa l'Histoire du soldat, etwas nähert, aber dennoch etwas ganz Anderes ist.“
Im Mittelpunkt dieser „variablen“ Oper steht der junge Komponisten Henri, der von einem teuflischen Theaterdirektor den Auftrag bekommt, einen „Faust“ zu schreiben. Die Oper ist aber so strukturiert, dass das Publikum nach dem Ende des ersten Akts über den Fortgang der Geschichte entscheiden darf. Soll Henri sein Leben mit der warmherzigen Maggy verbringen? Oder mit der aufreizenden Greta? Von dieser Gabelung an verzweigt sich ein immer komplizierteres Geäst von Alternativen. Nach fast jeder Szene kann das Publikum abbrechen und das Geschehen umlenken. Die jeweiligen Alternativen sind zwar durchstrukturiert, der Weg selbst aber ist unvorhersehbar.
Pousseur: „Ab einem gewissen Punkt ist die Oper wie eine Gleisanlage mit vielen Weichen, die auf Wunsch der Zuschauer von den Akteuren, Sängern, Musikern gestellt werden. Das sind die Vorteile ,mobiler' Kunst.“
Pousseur und Butor spielen mit biographischen Selbstreflexionen und greifen tief in den Zitatenschatz von Literatur und Musik aller Stilepochen. Das Wiedererkennen auch nur eines Teils der Zitate, Imitationen, literarischen und musikalischen Anspielungen verschafft dem Publikum einen ganz spezifischen Genuss und auch ein tieferes Verständnis für das Ganze.
Wie Sie schon wissen ist Votre Faust kein Werk, das sich problemlos dem regulären Opernapparat einfügt. Als wir es konzipiert haben, Butor und ich, Anfang der 60er Jahre, träumten wir von einer neuen Theaterform, die die Eigenschaften des (modernen) Sprech- (und Spiel-)Theaters mit denen der modernen Musik verbindet und sich eher der barocken Oper, der Brecht-Weill'schen Opernform, dem japanischen No und dem „théâtre de tréteaux“, wie etwa l'Histoire du soldat, etwas nähert (aber doch noch ganz anders). Das ist sicher der Hauptgrund, weshalb das Werk – vor allem in der etwas später ansetzenden „Renaissance“ der traditionellen Oper – einer Realisation bis jetzt so viele Schwierigkeiten gestellt hat.
Auszug aus einem Brief von Henri Pousseur an die Universal Edition vom 6. November 1995