

Friedrich Cerha
Wiener Kaleidoskop
Kurz-Instrumentierung: 2 0 2 1 - 2 0 0 0 - Schl, Akk, Str
Dauer: 20'
Instrumentierungsdetails:
1. Flöte
2. Flöte (+Picc)
1. Klarinette in B (+Kl(A)
Kl(Es))
2. Klarinette in B (+Kl(A))
Fagott
1. Horn in F
2. Horn in F
Schlagzeug
Akkordeon
Violine I
Violine II
Viola
Violoncello
Kontrabass
Cerha - Wiener Kaleidoskop für Orchester
Gedruckt/Digital
Übersetzung, Abdrucke und mehr

Friedrich Cerha
Cerha: Wiener KaleidoskopInstrumentierung: für Orchester
Ausgabeart: Dirigierpartitur
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Hörbeispiel
Werkeinführung
Meine Vertrautheit mit dem Milieu des Musikbetriebs in den Wiener Vorstadt-Etablissements, in denen seinerzeit auch Strauss und Lanner aufgetreten sind, stammt aus der Zeit, in der ich als Zwölfjähriger bei so genannten „Akademien“, Bällen oder anderen Festen in kleinen Ensembles als 2. Geiger Walzer, Polkas, Wiener Lieder und Operetten-Nummern gespielt habe. Meine „Gschwandtner Tänze“ von 1938 sind das erste kompositorische Ergebnis dieser Erfahrungen.
Als ich mich in den 70er Jahren mit außereuropäischer Folklore beschäftigte und gleichzeitig mit Vergnügen die „Wiener Sprüche“ meines Freundes Ernst Kein las, hat es mich gereizt, mich auch wieder jener Volksmusik zuzuwenden, die ich seit Kindesbeinen mit mir trug, aber als ernstzunehmender Komponist bisher völlig ignoriert hatte. 1980-82 und 1983-85 entstanden daraufhin meine zwei Zyklen für Chansonnier und Ensemble, die ich I. und II. Keintate nannte. Der Titel ist ein Amalgam aus „Kantante“, also etwas zum Singen, und dem Namen des Textautors Ernst Kein. Die Uraufführung der I. Keintate fand 1983 im „Metropol“ – einem jener erwähnten Vorstadt-Etablissements – statt; hinreißender Chansonnier war Nali Gruber, der die Stücke seither oft interpretiert hat.
2006 wurde vom Verlag die Idee an mich herangetragen, aus den Instrumentalnummern einen eigenen kleinen Zyklus zusammenzustellen und für kleines Orchester zu bearbeiten. Dem bin ich gefolgt und habe mich bemüht, mit Klarinetten, Hörnern, Streichern, Knopfharmonika und Schlagzeug etwas von den klanglichen Assoziationen der Originalfassung an typisch „Wienerisches“ auch in der Konzertsuite zu bewahren. Da ich in ihr auch das „Wiener-Lied“ brauchte, habe ich zwei derartige Nummern integriert.
Die musikalischen Modelle nehmen manchmal bekannte Melodien zitathaft auf, häufig wird aber nur der charakteristische Tonfall der Wiener Volksmusik beim Wort genommen.
Insgesamt wollte ich mich nicht über sie lustig machen oder als Gag benutzen; ich bin von ihren Modellen ausgegangen und habe sie angenommen, um dann durch Verfremdung wieder zu einer Distanz zu kommen, sie zu überdrehen oder zu pointieren.
Fünf Stücke aus dem Panoptikum dieses Wiener Kaleidoskops wurden am 25.Oktober 2008 von Nali Gruber und den Wiener Philharmonikern im Wiener Konzerthaus aufgeführt; die Uraufführung des gesamten Zyklus findet in diesem Konzert in Manchester statt.
Friedrich Cerha