

Luke Bedford
Instability
Kurz-Instrumentierung: 4 3 4 3 - 4 3 3 1 - Schl(4), Hf, Org, Str
Dauer: 25'
Instrumentierungsdetails:
1. kleine Flöte
2. kleine Flöte
1. Flöte
2. Flöte
1. Oboe
2. Oboe
3. Oboe
1. Klarinette in B
2. Klarinette in B
1. Bassklarinette in B
2. Bassklarinette in B
1. Fagott
2. Fagott
Kontrafagott
1. Horn in F
2. Horn in F
3. Horn in F
4. Horn in F
1. Trompete in C
2. Trompete in C
3. Trompete in C
1. Posaune
2. Posaune
Bassposaune
Tuba
Schlagzeug(4)
Orgel
Harfe
Violine I
Violine II
Viola
Violoncello
Kontrabass
Bedford - Instability für großes Orchester
Übersetzung, Abdrucke und mehr

Luke Bedford
Bedford: InstabilityInstrumentierung: für großes Orchester
Ausgabeart: Studienpartitur (Sonderanfertigung)
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Hörbeispiel
Werkeinführung
„Die Ideen in diesem Stück werden durch eine seltsame Energie auseinander gerissen und wieder in neue, dynamische Beziehungen zueinander gebracht. Es gibt eine konstante Spannung zwischen Anwachsen und Zusammenbrechen. Was von Dauer erscheint, kann sich im Handumdrehen in Luft auflösen. Das Stück bezieht die Orgel der Albert Hall mit ein und wird von einem umgestimmten Orchester gespielt mit dem möglicherweise ersten Einsatz eines Kricketschlägers in einem Orchesterwerk.” (Luke Bedford)
Wer mit der Musik von Luke Bedford vertraut ist, den wird bereits der Name seines neuen Orchesterwerks überraschen, da einer der hervorstechendsten Charakterzüge seiner bisherigen Arbeiten die Fixierung auf eine zugrunde liegende Stabilität war. Ob in Rode With Darkness – das Stück basiert auf einem einheitlichen Puls und nur drei Akkorden – oder in der Reihe von ruhigen Meditationen, aus denen der Liederzyklus Or voit tout en aventure besteht: Neben dem Fantasiebild, das durch die musikalische Oberfläche vermittelt wird, ist immer ein Gefühl der Kontrolle (des Komponisten) greifbar.
Mit By the Screen in the Sun at the Hill on the Gold, komponiert 2008 für das Ensemble Modern, schuf Bedford sein bis heute vielleicht obsessivstes Werk. Das Stück erhebt eine absteigende melodisch/harmonische Idee zur Obsession und kostet sie bis zur Zerstörung aus, indem die Tonhöhen, der Rhythmus und sogar die instrumentalen Klangfarben selbst in einer haarsträubenden Serie von musikalischen Erschütterungen aufgelöst werden, die scheinbar von der Musik selbst so gewollt sind. Ein weiteres wichtiges poetisches Element von By the Screen ist die Stille. Die Stille – oder die Beinahe-Stille, da der Orgel der Royal Albert Hall heute Abend eine subtile und wichtige Rolle im neuen Stück zukommt – ist nur ein Aspekt des neuen, hinterfragenden Geistes in Luke Bedfords Musik.
Selbst in ihrer am stärksten verdichteten Form zeichnen sich Bedfords Harmonien durch ihre Beziehung zur einfachsten Modalität und durch das Aufgreifen von gebräuchlichen Akkorden und tonal orientierten Cluster-Klängen aus. Diese Ausdrucksweise findet sich auch in Instability wieder. Neu aber ist die Art und Weise, wie Bedford diese Klänge im gesamten Werk durch die Verwendung von Vierteltönen ihrer natürlichen Eigenschaften beraubt. So lässt er den Eindruck entstehen, dass diese Musik in zwei harmonischen Dimensionen gleichzeitig existiert – vertraute und unbekannte Elemente stehen nebeneinander. Auf diese Weise bewirkt er auch eine Verrückung der musikalischen Perspektive. Wenn Bedford eine diatonische Version des Eröffnungsakkords in eine sehnsüchtige, melodische Phrase überleitet, getragen von tiefen Celli und hohen Violinen, scheint diese ausgeglichene Melodie den Kontakt zu ihrer Grundlage verloren zu haben.
Der Narrativ von Instability festigte sich während des Entstehungsprozesses auf halbem Weg. Bedford hatte gerade geschrieben, was er heute als „fünf eigenständige und artige Sätze" bezeichnet, „die sich innerhalb von zwei Tagen wandelten und beinahe das gesamte Werk füllten – ein einziger musikalischer Bogen, der aber durchbrochen ist. So entsteht eine viel dynamischere Form.” Das Auseinanderreißen der Sätze in ihrer damaligen Form wurde zu einem positiven Akt der kreativen Zerstörung.
Jeder Zuhörer wird die poetische Wirkung all dieser Elemente unterschiedlich wahrnehmen. Für Bedford selbst ist diese neue, komplexere Möglichkeit der musikalischen Sprache tief in einem Verlangen nach stärkerer expressiver Aufrichtigkeit verwurzelt: „Ich wollte etwas ausdrücken, das der Realität, in der wir leben und die wir erfahren, näher kommt: einer Welt im Umbruch, in der die Dinge außer Kontrolle geraten, in der wir Begeisterung verspüren und Verluste erleiden, und eine Welt, in der wir vor allem versuchen, trotz dieser Umstände unsere Menschlichkeit zu bewahren.” Für Zuhörer, die mit der Musik von Bedford vertraut sind, ist die direkte Wirkung dieser den Dingen auf den Grund gehenden Musik trotz aller Neuheiten, die Instability mit sich bringt, keine Überraschung.
© Christopher Austin, 2015