
Nikolai Badinski
*19. Dezember 1937
Werke von Nikolai Badinski
Biographie
Prominente Persönlichkeiten des internationalen Musiklebens haben ihre große Bewunderung für Nikolai Badinskis Musik ausgedrückt. György Ligeti bezeichnet seine Musik als „sehr differenziert, in der Qualität sehr hoch stehend”, der legendäre H.-H. Stuckenschmidt schreibt in der Frankfurter Allgemeine Zeitung „...man ist gefesselt bis zum Schluss”.
Der große deutsche Musikwissenschaftler Carl Dahlhaus über Badinski: „Bei Badinski verbindet sich eine wohlfundierte und vielseitige musikalische Ausbildung mit einem wachen Sinn für gegenwärtige Tendenzen; der Hang zum Experimentellen und ein ästhetisches Gewissen, das eine Verpflichtung zu struktureller Geschlossenheit empfindet, halten sich gewissermaßen im Gleichgewicht.”
Aus einem Komponisten-Porträt von Andreas Göbel im Kulturradio vom rbb: „Nikolai Badinski ist ein sehr wacher Komponist mit sehr großem handwerklichen Können und breitem Wissen. Sein Repertoire an Kompositionstechniken ist reich [...] Er komponiert mit eigener, individueller Aussage...”
Nikolai Badinski, geboren am 19. Dez. 1937 in Sofia, Bulgarien, erhielt von seinem 5. Lebensjahr an Violinunterricht, aus dieser Zeit stammen seine ersten Kompositionsversuche. Neunjährig trat er als Solist und in Kammerensembles auf, nach dem Abitur wurde er in die Universität (Mathematik) und in die Musik-Akademie Sofia aufgenommen, er widmete sich weiter jedoch dem Musikstudium. Bereits vor dem Diplom (1961) begann seine Lehrtätigkeit in den Fächern Tonsatz, Kontrapunkt, Kammermusik und Violine. 1962 folgte er einer Einladung nach Berlin (DDR), wo er Meisterschüler von Rudolf Wagner-Régeny (Komposition) an der Akademie der Künste Berlin war. Weitere Anregungen bekam er durch intensive Auseinandersetzung mit Bertolt Brecht und dessen Theorien zum Theater, wie auch durch die persönlichen Kontakte mit dem legendären Opernregisseur und Theatermann Walter Felsenstein und dem Komponisten Boris Blacher. Um diese Zeit war Badinski als Komponist, Dozent, Violinsolist und Konzertmeister tätig. Seit 1968 beschäftigte er sich mit der Suche nach neuen Formen der musikalischen Höreraktivierung. Dieses Wirken setzte sich später in anderen (auch westlichen) Ländern fort. Er erhielt Leistungsstipendien für die Meisterklassen Komposition und Kammermusik an der Accademia Chigiana in Siena, Italien (1975/6), wo er mit Luigi Dallapiccola und Franco Donatoni zusammenarbeitete.
1976 wurde er als Dissident gezwungen, unter Lebensgefahr von Ost- nach West-Berlin zu flüchten und musste sein ganzes Hab und Gut im Osten zurücklassen; mehrere eigene Kompositionen gingen dabei verloren. Er nahm mehrmals mit Leistungsstipendien vom DAAD an den Darmstädter Kursen für Neue Musik teil, wo er Seminare leitete, Werkanalysen durchführte und an der Vorbereitung und Ausführung mehrerer Uraufführungen mitwirkte. Dort arbeitete er mit Ligeti, Stockhausen, Halffter und Xenakis. Gastprofessuren an den Universitäten von Stockholm und Kopenhagen (1971), später in anderen europäischen Ländern und in den USA.
Badinski erhielt zahlreiche internationale Preise und Auszeichnungen, darunter erste Preise bei bedeutenden internationalen Kompositionswettbewerben wie “Viotti” (1977), “Stockhausen” (1978), der Internationale Triest-Preis für Sinfonische Musik (1979), der Rom-Preis (Villa Massimo,1979/80) und der Paris-Preis (1981).
1982 war er Assistent von Max Deutsch für Komposition an der Sorbonne und der L'Ecole Normale de Musique in Paris. 1983 und 1984 folgte er Einladungen des Elektronischen Studios Utrecht, Holland, 1985 erfolgte eine Einladung als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes für einen Arbeitsaufenthalt im Centro Tedesco di Studi Veneziani in Venedig, im Folgejahr ging er nach Paris als Komponist (Stipendiat der französischen Regierung). Seit 1983 ist er Mitglied der Europäischen Akademie der Künste, Wissenschaften und Literatur in Paris. Er war Composer-in-Residence der Djerassi Foundation, Kalifornien, 1987 war er Fulbright-Stipendiat. Ausserdem fungierte er als Visiting Professor an der Stanford University, Palo Alto und in San Francisco. Seit 1977 ist er Korrespondent der BBC, London. Er ist Mitbegründer der ’Initiative Neue Musik’ Berlin. Komponisten-Porträts wurden unter anderem in Rom, Paris, Berlin, Venedig, San Francisco, Zürich, Florenz, Baden-Baden, Padua, Sofia und Varna veranstaltet.
Bisher umfasst sein Werk über 200 Stücke, darunter 3 Amekdils (Sinfonien), Instrumentalkonzerte, Orchester- und Vokal-Sinfonische Werke, Ballettmusik, Kammermusik für mannigfaltige Besetzungen, Musik für Orgel und fast alle Solo Instrumente, Klaviermusik, Vokal-, Chor-, elektroakustische und Computer-Musik.
Nikolai Badinski wurde im März 2014 von der Xiamen Universität eingeladen – mit über 40.000 Studenten eine der bedeutendsten Universitäten in China, auch international hoch angesehen. Er präsentierte seine Musik und hielt Vorlesungen im Rahmen der prestigeträchtigen „Nanqiang” Lectures of Excellence. Dort wurde er mit der Ehrenplakette der Xiamen Universität ausgezeichnet.
Ebenfalls im März 2014 wurde Nikolai Badinski von Conservatory Shanghai für Präsentation seiner Musik und für Vorlesungen eingeladen.
Es existieren viele CDs und LPs seiner Musik, außerdem gibt es Filme über seine, und nach seiner, Musik. Im Pfau Verlag, Saarbrücken ist sein Buch … Zwischen den Klängen… erschienen.
Mehr oder weniger verschleierte Einflüsse der bulgarischen, überhaupt osteuropäischen Folklore und Sakralmusik wie auch neuartige Klangkonstellationen führen in seinem Werk zu einer spezifischen Verbindung archaischer und moderner Elemente. Sein, unter anderem auf Klangsphären basierender, Ausdrucksstil gelangt manchmal in die Nähe szenisch-dramatischer Momente. Darüber hinaus verbergen sich hinter vielen seiner Werke poetisch-philosophische Konzepte, die zum Teil durch die Titel angedeutet werden.
„Badinskis Musik ist immer interessant zu hören, jede Minute spannend, sie bietet eine breite Palette von Assoziationsmöglichkeiten für den Hörer und auch immer musikalische Identifikationsmöglichkeiten. Seine Musik hat bei aller Experimentierfreudigkeit im Vordergrund einen romantischen Grundcharakter.” (Musik unserer Zeit)
(Aus Komponisten der Gegenwart und Musik unserer Zeit)