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Francis Burt
*28. April 1926
†3. Oktober 2012
Werke von Francis Burt
Biographie
Stilbeschreibung:
Nach eingehender Beschäftigung in der Mittelschule mit der klassischen und vor allem der romantischen Musikliteratur hat ein sechzehnmonatiger Aufenthalt 1946/1947 als Armeeoffizier in Nigeria einen sehr befreienden und anregenden Einfluß auf ihn gehabt. Vor allem die Trommelmusik der Ibo-Völker in Südostnigeria hat sein Interesse für die gestisch-tänzerischen, kinästhetischen Wesensmerkmale der Musik geweckt. Nicht, daß irgendwelche Elemente der Ibo-Musik in seiner Arbeit zu finden sind, aber fast das ganze frühe Werk ist vom Tänzerischen und Rhythmischen stark geprägt. So könnte man die 1960 an der Württembergischen Staatsoper uraufgeführte Oper Volpone beinahe eine Tanzoper nennen, denn es kommt zwar kein Ballett darin vor, aber sie ist voll von Tanzformen und von Musik, die die Bewegungen der agierenden Sänger gestisch darstellt. Das Ballett Der Golem, 1965 in Hannover uraufgeführt, nimmt dann eine Schlüsselstellung in Burts Entwicklung ein. Angeregt durch den Stoff, der von ekstatischen religiösen Gefühlen durchdrungen ist, wird die Musik zunehmend melodisch und expressiv; die Festigkeit eines strengen Metrums wird geschwächt.
In einem späteren Schlüsselwerk, Unter der blanken Hacke des Monds, treten Klangflächenelemente hervor. Diese, von Anfang an zum Teil polyphon konzipiert, lösen sich in den darauffolgenden Werken wie etwa bei Und GOtt der HErr sprach beinahe zur Gänze in Vielstimmigkeit auf. Das Metrum wird weiter geschwächt, bis in den neuesten Werken der Takt so gut wie jede strukturelle Funktion verliert und das Tempo ständig in Veränderung begriffen ist.
"Ich schreibe jetzt in einem Stil, der in irgendeiner Weise von elektronischer Musik beeinflußt ist: schwebend, mit nur wenig spürbarem Puls, jedoch mit Klangbändern, -flächen und einer zunehmenden Überlagerung von Linien zu einem polylinearen Gefüge. Dennoch bleibt die Geste Ausgangspunkt für all meine Arbeit. In irgendeiner Bedeutung des Wortes war meine Musik immer tonal. Die letzten Reste der klassischen funktionalen Harmonie, die in Volpone oft ironisch angewendet wurden, haben sich über die Jahre aufgelöst, aber im Sinne von Tonalität als Spannungsphänomen - und nicht nur als Synonym für funktionale tonale Harmonik - sind Spannungszentren beinahe immer spürbar."
Francis Burt
Ausbildung:
1943 St. Edward's School Oxford: Higher School Certificate (Physik, Chemie, Mathematik), 1944/1945 University of Cambridge: Offiziersausbildung (Ingenieur), 1946/1947 sechzehn Monate als Oberleutnant in Nigeria (Aba, Kaduna, Lagos), 1948-1951 Royal Academy of Music London: Komposition (Howard Ferguson), 1949-1951 jeweils Summer School of Music Bryanston bzw. Dartington, 1951-1954 MHS Berlin: Komposition (Boris Blacher), 1953 Darmstädter Ferienkurse
Tätigkeiten:
ab 1973 MHS Wien: Professur für Komposition, Emeritierung 1992; organisierte 1987 als Vizepräsident der IGNM (Sektion Österreich) die erste "Lange Nacht der neuen Klänge" im Wiener Konzerthaus, 1989-1991 MHS Wien: Leiter des Instituts für Elektroakustik
Preise [&] Wettbewerbe:
1954 Mendelssohn Scholarship (Royal Academy/Royal College of Music), 1956 Fellowship der Fondation Européenne de la Culture, 1957 Associate der Royal Academy of Music, 1973 Förderungspreis der Theodor-Körner-Stiftung, 1978 Würdigungspreis des BMUK für Musik, 1981 Preis der Stadt Wien, 1992 Großes Silbernes Ehrenzeichen der Republik Österreich, 1994 Ehrenmitgliedschaft der GEM
Konzerte:
1953 Berlin, Darmstädter Ferienkurse, 1955 Baden-Baden, IGNM-Fest, 1956 und 1960 Cheltenham Festival, 1960 Württembergische Staatsoper Stuttgart, 1961, 1964 und 1965 Festival Hall London, 1964 Genf, Lausanne, 1965 Landestheater Hannover, 1966, 1969 und 1983 Vereinigte Bühnen Graz, 1968 Theater an der Wien, 1969 St. Louis/USA, 1972 Santiago de Chile, 1972-1978 National Opera Belgrad, 1976 Wiener Festwochen, 1979 Seoul, 1982 Staatsoper Wien, 1989 Salzburger Festspiele, 1986 Madrid, 1991 Festival de Paris, Contemporary Music Festival Huddersfield, 1994 Barbican Centre London, 1995 Wien modern, 1997 Kattowitz u. v. a.
Aufträge:
BBC, Staatstheater Kassel, Manfred von Mautner Markhof, Wiener Symphoniker, Ensemble 20. Jahrhundert, Maximilian Melcher, Gesellschaft der Musikfreunde Wien