
*29. März 1936
†24. Dezember 2012
Nur wenige Komponisten können in der heutigen Zeit vermeiden, in eine Schublade gesteckt zu werden; Sir Richard Rodney Bennett (geb. 1936), ist eine rare und wunderbare Ausnahme. Er schrieb nicht nur für die Oper und den Konzertsaal, er komponierte auch Filmmusik und spielte als vielseitiger Pianist auch Jazz und führte Kabarettlieder auf. Doch vor allem ist er ein Komponist mit dem überwältigenden Wunsch, zu kommunizieren.
Bennett wurde 1936 in Broadstairs in Kent geboren. Er stammt aus einer musikalischen Familie – seine Mutter war eine Schülerin von Holst – und begann schon früh mit dem Komponieren. 1953 erhielt er ein Stipendium für die Royal Academy of Music, wo er bei Lennox Berkeley und Howard Ferguson studierte. Ein früherer informeller Unterricht bei Elizabeth Lutyens hatte in ihm aber eine Neugierde für die Avant Garde geweckt, und so nahm er dank eines Stipendiums der französischen Regierung zwei Jahre lang Unterricht bei Boulez und besuchte auch gerne das deutsche Darmstadt.
Nachdem er Boulez' musikalische Sprache verinnerlicht hatte (er war übrigens auch Schlagwerker in mehreren frühen Aufführungen von Le Marteau sans Maitre), entwickelte Bennett einen Stil, der oft als „neoromatischer Serialismus“ bezeichnet wurde und der, vielleicht wie jener Bergs, ideal für die Oper geeignet war. Bennett komponierte in den 1960er-Jahren auch tatsächlich nicht weniger als drei abendfüllende Opern: The Mines of Sulphur (die jetzt nach einer beeindruckenden Wiederaufführung am Glimmerglass-Festival verdientermaßen wieder ins Repertoire aufgenommen wurde); A Penny for a Song und Victory. Außerdem gibt es noch die sehr populäre und oft aufgeführte Kinderoper All the King’s Men.
In den 1960er- und 1970er-Jahren komponierte Bennett auch in vielen verschiedenen anderen Genres: In diesem Zusammenhang sind die groß angelegten Werke für Chor und Orchester Epithalamion und Spells, sowie drei Symphonien und Konzerte und/oder konzertante Stücke für beinahe jedes Instrument zu nennen. Darüber hinaus schrieb er viele A-cappella-Chorwerke, Liederzyklen und instrumentale Solowerke. Viele seiner kleineren Werke aus dem 1970er-Jahren sind Teil einer Serie, darunter die Stückreihe Scena für Soloinstrumente und die Gruppe von Ensemble-Werken mit dem Namen Commedia.
Seit seinen Studientagen komponierte Bennett außerdem (mit beachtlichem Erfolg!) für den Film. In jüngerer Zeit schrieb er Konzertwerke in einem Jazz-Idiom mit „Crossover“-Elementen und in einer unverhohlen tonalen Sprache. Seine Kompositionen sind aber nach wie vor vom Serialismus beeinflusst, der sogar die Grundlage seiner spektakulären Musik für die BBC-Serie Gormenghast (1999) darstellt. Davon abgesehen tritt er regelmäßig im Kabarett auf, oft gemeinsam mit Claire Martin, die er als „großes Talent“ bezeichnet.
Sir Richard Rodney Bennett lebte in New York City und seine Werke wurden von Chester-Novello herausgegeben. UE publiziert Werke, die er bis in die frühen 1970er-Jahre schrieb.